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Flothow: Das Wesen der Materie.
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Einwirkung aufhört, wieder in die ursprüngliche Lage zurück
, und darin besteht ja das Wesen der Elastizität.
Die Undurchdringlichkeit ist also die einzige
Eigenschaft der Aetherteilchen! Sie ermöglicht erst, daß
die aus ihnen bestehende Materie wahrgenommen und bewegt
werden kann, und im Verein mit der Bewegung und
der durch diese, wie oben ausgeführt, bewirkten Elastizität
genügt sie vollkommen zur Erklärung sämtlicher Naturerscheinungen
, denn auch die Wirkungen der Schwerkraft
sind Folgen von Bewegung, wie in meinem Aufsatze die
„Schwerkraft*: „Psych. Studien* (Mai 1918) gezeigt wurde.
Undurchdringlichkeit und Aetherteilchen sind demnach
ein und dasselbe, oder mit anderen Worten: Die Materie
an sich ist Ulidurchdringlichkeit. Dies ist also
der Punkt, wo wir den Hebel einsetzen müssen, um das Tor
zu öffnen, durch welches der Weg hin zur Erkenntnis führt.
Die Ursache der Undurchdringlichkeit der Materie bezw.
ihrer kleinsten Teilchen kann doch nur die sein, daß dem
Eindringen in dieselben ein Widerstand entgegengesetzt
wird. Da die Aetherteilchen keine seelischen Fähigkeiten
besitzen körben, wie schon am Anfange dieses Aufsatzes
gegen die Ansicht der Stoiker ausgeführt, andererseits aber
solche Fähigkeiten, besonders tlie Willenskraft, zur Leistung
eines Widerstandes unumgänglich nötig sind, so muß ein
Wesen mit seelischen Fähigkeiten, ein Geist, durch seinen
Willen diesen Widerstand gegen das Eindringen, die Undurchdringlichkeit
also, hervorgebracht und somit die
Materie geschaffen haben.
Seelische Fähigkeiten, besonders Willenskraft, sind zur
Leistung eines Widerstandes gegen das Eindringen in einen
Ort darum durchaus erforderlich, weil ohne Grund nichts
geschieht, und der Grund, daß jemand diesen Widerstand
leistet, nur der sein kann, daß er es tun will. Sodann
muß er auch wissen, warum er es tun will; er muß sich
also eine Vorstellung von dem Vorgange machen und die
eventuellen Folgen beurteilen können.
Dies sind dieselben Gründe, aus denen es auch seelischer
Fähigkeiten zur Hervorbringung der ersten Bewegung bedurfte
(siehe meinen Aufsatz: „Ist die Welt eine Schöpfung*:
„Psych. Studien, Februar—März 1918).
Uns will nun bedünken, als ob die Undurchdringlichkeit
eine Eigenschaft alles Bestehenden sein müsse, da dort, wo
sich ein Etwas befindet, nicht gleichzeitig ein anderes sein
könnte. Wenn wir aber fragen, was der Grund der Undurchdringlichkeit
sei, so kann die Antwort, wie schon gesagt
, nur lauten: Der Grund ist der, daß dort, wo etwas
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