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246 Psychische Studien. XLVI. Jahrg. 4.-5. Heft. (April-Mai 1519.)
gestellt, nicht etwa geöffnet werden konnte, ein unüberwindliches
Hindernis gewesen wäre, sei nur nebenbei bemerkt.
Dagegen kommt hauptsächlich der folgende Umstand in
Betracht: angenommen, Frau d'E. wäre überhaupt eines
Betruges fähig gewesen und hätte ihren Unterkörper unbemerkt
(!) in die gezeichnete Lage bringen können, so
wäre sie doch niemals auf den Stuhlsitz zurückgelangt,
ohne entlarvt zu werden.
Man ist leicht geneigt, die Menschen für dümmer zu
halten, als sie sind. Dieses Fehlers hat sich Carrington in
gröbster Weise schuldig gemacht. Frau d'E. sollte so unbesonnen
gewesen seinjj, diesen frechen und unter den obwaltenden
Umständen ganz sinnlosen Betrug*) zu wagen,
die Untersuchung des Phänomens fünfmal zuzulassen und
sich nicht zu überlegen, ob sie auf den Stuhlsitz
unbemerkt auch zurückgelangen kann? Sapienti sat.
Eine Forderung der neuen Zeit.
Von Dr. A. Claus.
Anknüpfend an den Aufsatz von Dr. Ernst Bartbel
im Januarhefte der -Psych. Studien*: -Neue Orientierung
der Wissenschaft« sei es mir als einem langjährigen For-
scher auf dem Gebiet der Geisteslebre gestattet, eine besonders
wichtige und dringende Forderung zu erheben und
zur weiteren Vertretung derselben hiermit einzuladen.
Unter den Leitsätzen, welche in dem erwähnten Aufsatz
aufgestellt werden, befindet sich unter Nr. 9 auch der
folgende: „Es ist nötig, daß der Staat in seinen Anstalten
die Vertreter aller Wissenschaftsparteien gteichmäßig berücksichtigt
und nicht mehr einer einzelnen Partei zugesteht
, durch einseitige Selbstverwaltung den Geist eines
Zeitalters um seine besten Kräfte zu schädigen/ Die Richtigkeit
dieses Satzes wird von niemand bestritten werden,
ebenso aber auch nicht die Tatsache, daß die Anhänger
unserer okkulten Metaphysik und der spirituellen Wissenschaften
von jeder Lehrkanzel an den deutschen Universitäten
bisher ausgeschlossen waren. Es ist ja auch bekannt,
wie es denjenigen Forschern ergangen ist, welche durch
ihre Arbeiten auf dieses Gebiet des Spiritualismus geführt
wurden und für denselben eingetreten sind. Man erinnere
sich nur an die ungerechte Behandlung, die der so bedeut-
*) Frau d'E. bekam kein Honorar, sondern nur den Ersatz ihrer Reisekosten
. Sie ließ fich nur auf dringende Bitten des Generals Sederholm, der
eine Tochter verloren hatte und mit dieser in Verbindung treten woUte,
bereit finden, die weite und im Winter beschwerliche Reise von Gothenburg
nach Heliingfors zu machen.
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