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248 Psychische Studien. XXVI. Jahrg. 4.-5. Heft. (April-Mai 1919.)
Juristen in der Praxis rätselhafte Fälle von Verbrechen
vorkommen, kein Wunder, wenn die Mediziner bisweilen
staunend vor unerwarteten Heilungen stehen.
All diese Dinge geistiger Art bleiben dem heutigen
Geistesleben der Sehujwissensehaft Rätsel, während sie doch
gerade die wichtigen und bedeutendstem sind, die es
geben kann. Sie sind so wichtig, weil auf ihnen die ganze
Denkrichtung der Menschen beruht. Sehen wir nicht, wie
das bloße sogenannte wissenschaftliche Forschen und das
rein verstandesmäßige Denken die Menschen zu Raubtieren
erniedrigt, wenn es nicht von einem innerer? Zuge nach
der Höhe geleitet wird? Woher kommt es, daß unter den
radikalen Parteigängern der Unabhängigen sogar Doktoren
der Philosophie, Mediziner und Juristen, und unter den
Sozialisien selbst Theologen zu finden sind? Da tut es
wahrhaftig not, daß endlich auch auf den deutschen Universitäten
der Anfang damit gemacht wird, daß die Lehren
des modernen Spiritualismus der lernbegierigen Jugend
vorgeführt weiden. Auf jeder Universität müßte sich ein
Lehrstuhl für diese Wissenschaft befinden, wie es solche
bereits in Amerika, in Rumänien und vielleicht an andern
viel weniger „aufgeklärten* Kulturstätten gegeben hat.
Während in England eine große Anzahl Gelehrter und
Diplomaten sich längst trotz ihre*' ^piritualistisehen Überzeugung
das Bürgerrecht erworben haben, obenan der berühmte
Crookes, während in Frankreich ein Flammarion,
ein Riebet und Rochas anerkannte Führer sind, während
Italien einen Lombroso, Sebiapareili und andere aufweisen
konnte, sehen wir uns in Deutschland vergeblich auf den
Hochschulen nach Vertretern unsrer Lehre am. Höchstens
beschäftigen sich hie und da mit dieser Frage katholische
Theologen, z. B. der Würzburger Zahn und Prot Dr. Ludwig
in Freihing, und unter den evangelischen,, versucht
neuerdings ein Wiener die Lehre für die Begründung der
christlichen Glaubensleinen in Anspruch zu nehmen. Groß
aber stehen die Forscher der Vergangenheit da, die sich
mit diesen Fragen beschäftigt haben, ein Justinus J£erner,
ein Perty, vor altem aber Jb echner und Zöllner. Aber auf
den heutigen Kathedern der offiziellen Wissenschaft wird
man vergeblich ein offenes Wort über die Geheimwissenschaften
suchen. Wenn von ihnen die Rede ist, dann sicher
meist in abweisendem (negativem) Sinne. Und doch verlangt
die Studentenschaft dringend nach Aufklärung auf
diesem Gebiete, Der Verfasser, der in einer Universitätsstadt
lebt und mit der ,alma rnater* auch in einem lockern
Verbände steht, erfährt es sehr häufig, wie dringend die
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