Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
46. Jahrgang.1919
Seite: 274
(PDF, 171 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1919/0278
2/4 Psychische Studieu. XLVI Jahrg. 6. Heft (Juni 1919.)

glaubens betrachtet wissen will. Und dennoch sind gerade
diese Geschichten für den Okkultismus von der größten
Bedeutung, weil sie infolge ihres spontanen Auftretens in
Kreisen, die vom Okkultismus meistens keine Ahnung haben,
eine viel eigentümlichere Charakteristik zeigen, als die gleich-
artigen experimentell hervorgerufenen l£<3cheinungen des
Okkultismus oder Spiritismus mit ihrer ermüdenden Mono-
tonie und Seelenlosigkeit. Ich habe es mir daher zur be-
sonderen Aufgabe gemacht, allen Spuren nachzugehen, die
mir auf diesfm Glbiet zugänglich werden und will heute
die folgende Geschichte aus aflerjüngster Zeit erzählen:

Am 16. Juli 1918 starb in Göppingen ein einfacher
Arbeiter namens Sch. Er hinterließ eine 56 Jahre alte Frau,
mit der er in ausgezeichneter Ehe gelebt hatte. Die Beiden
waren fromm, doch ohne Frömmelei, und haben häufig über
die Frage der Fortdauer nach dem Tod miteinander gesprochen5
. Die Frau sagte öfters zu ihrem Mann: „Du,
wenn Du vor mir stirbst, dann mußt Du mich holen\k
im Juli 1918 fing der Mann zu kränkeln an, ging aber
gleichwohl noch seiner Arbeit nach. Am Abend des 10. Juni
begab er sich noch auf die Bühne, vermutlich, um seiner
Gewohnheit gemäi noch eine Weile nach der scheidenden
Sonne oder nach den aufsteigenden Sternen zu sehen. Als
er wieder die Treppe herunterkam, fing er an zu wanken
und mußte von Frau und Sohn unter den Armen gefaßt
und ins Zimmer geführt werden. Auf die Frage: „Was tust
Du denn noch auf der Bühne, wenn Dirs so schlecht ist?*
erwiderte er nur: „Es ist das letztemal!* Dann brach er
zusammen. Die Frau rief ihm noch zu: „Ja, ist es denn
so weit mit Dir? Dann hol mich nur auch!* „Ja, wenn
idi kann*, kam es von den Lippen de.« sterbenden Mannes.
Ks waren seine letzten Worte, denn gleich darauf gab er
seinen Geist auf. Der Schmerz der Frau war groß sie
weinte Tag und Nacht. Oft wünschte sie sich, sie möchte
ihn nur noch einmal im Traume sehen, aber sie träumte
nicht von ihm. Nur ein einziges Mal, ain 9. November, am
Tage des Revolutionsausbruches, an dem* sie sehr niedei-
gedrückt war und abends geweint hatte, nahte er sich ihr
im Traum. Es war während des Einschlafens oder unmittelbar
nach demselben. Da war es ihr, als hörte 3ie jemand gegen
ihr Bett schreiten. Wie sie (im Traum) die Augen erhob,
um nach der Ursache zu sehen, sah sie eine verschwommene
Gestalt sich über sie hereinbeugen, die zu ihr sagte„Du
darfst keine Angst haben, ich bin bei Dir!* Sie erwachte
und wußte, daß es ihr Mann gewesen war. Wenn sie dieser
Vorgang auch zu Tränen rührte, so gab sie ihm doch keine


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1919/0278