Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
46. Jahrgang.1919
Seite: 307
(PDF, 171 MB)
Bibliographische Information
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Kaindl: Eine Materialisations-Theorie.

Da die verschiedenartigen Spukerscheinungen, welche
nachweisbar von Lebenden ausgehen, ihrem Wesen nach
sich nicht von jenen unterscheiden, welche auf Verstorbene
zurückzuführen wir uns bemüßigt sehen, so müssen wir annehmen
, daß sie beidenfalls auf dieselbe Art und Weise
zustande kommen und auf einer Dezentralisation der Persönlichkeit
oder vielmehr der ihr zu Grunde liegenden
überphysisch-substantiellen Wesenheit beruhen, welche der
Träger sämtlicher individuellen Kräfte ist, deren einheitlichem
Zusammenwirken und organisierenden Tätigkeit sie
ihr besonderes physisches und psychisches Dasein verdankt.
Zu diesen Dezentralisationserscheinungen gehört unter anderem
die Persönlichkeitsverdopplung oder die sogenannte
Doppelgängerei.

Was bei Beurteilung dieses Phänomens besonders
schwer ins Gewicht fallt — gleichgütig, ob es von einem
Lebenden oder von einem ferstorbenen herrührt das
ist die Tatsache, daß der Doppelgänger nicht so erscheint,
wie das Individuum, von dem er sich ablöst, von Natui
aus beschaffen ist, sondern so, wie es sich vorstellt; demzufolge
er also nicht als das Werk der organischen Bildungskraft
zu betrachten ist, sondern als das Produkt individueller
Vorstellungs- und Einbildungskraft. Sind es aber
diese individuellen Kräfte, wejehe ihn erzeugen, dann können
sie nicht bloß auf eine Wiederholung der äußeren Er-
scheinung des betreffenden Individuums beschränkt sein,
sondern müssen eine Mannigfaltigkeit entwickeln, wie sie
dem Vorstellungs- und Phantasieleben eigen zu sein pflegt.

Daß dies alch tatsächlich der Fall It, weiß jede?, ier
mit der Phänomenologie des Okkultismus nur einigermaßen
vertraut ist. So zeigt sich z. £. in dem bekannten Falle
des »Kobolds" von Hudemühlen der dezentralisierte Teil
eines unbekannten, anscheinend bereits verstorbenen Individuums
, dessen Traum-Ich sich Hinzelmann oder Lüring
nennt, nicht nur in einer Gestalt, in der man sein ehemaliges
Exterieur vermuten darf, nämlich als schönes, blondgelock-
tes, etwa vierjähriges Knäblein, sondern auch als schwarzer
Marder, als zusammengerollte Schlange, als weiße Flaumfeder
, ja einmal stellt es sogar eine Szene dar — nämlich
ein in einer Mulde des Kellers liegendes nacktes Kind mit
zwei Messern im Herzen und von Blut überströmt —, welche
auf ein gewaltsames Ende, das es erlitten, zurückdeutet.

Derselben Vielseitigkeit der Erscheinungen neben dem
einfachen Phänomen der Persönlichkeitsverdoppelung, welches
wohl als das untrüglichste Symptom der Dezentralisation
von Persönlichkeit zu betrachten ist, begegnen wir


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