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Kaindl: Eine Materialisations-Theorie.
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und teleplastisehen Erscheinungen auf einer Dezentaüisation
von Persönlichkeit beruhen d. h. daß sie infolge einer durch
Veräußerlichung von psychischer Substanz veranlaßten Bildung
eines sekundären individuellen Wahrnehmungs- und
Wirkungszentrunis zustande kommen, tritt besonders deutlich
in folgendem Falle zutage, den Prof. Perty in seinem
Werke: „Blicke in das verborgene Leben des Menschengeistes
* anführt und den ich wortgetreu hier wiedergebe:
„Dr. Fr. v. Hagenow in Greifswalde schrieb 1864 über
die Joller'sche Geschichte an Prof. Zschokke in Aarau (beide
sind Freimaurer): „„Ich würde sie für ganz fabelhaft halten,
wenn nicht mir selbst und im eignen Hause ganz ähnliche
Detonationen des Fegens und Zulerfens von Wschlossnen
Türen, zu welchen ich den Schlüssel in der Tasche trug,
vorgekommen wären, was ich ohne Täuschung mit eigenen
Ohren gehört habe. Ebenso wurde, während ich drei Meilen
entfernt weilte, von meinen Hausgenossen und herbeigerufenen
Nachbarn zur Nachtzeit ein geisterhaftes Pianofortespiel
in meiner verschlossenen Stube gehört. Ais man
dann eintrat, war das Instrument geschlossen und die Decke
darüber gelegt. Mein Vater wurde während seines Lebens
als Doppelgänger sehr oft und von vielen glaubwürdigen
Zeugen gehört und gesehen und einmal sogar von mehreren
Zeugen, während sie von ihm selbst (d. h. also von der
wirklichen Person) im Nebengemach ausgehende Detona-
tionen hörten, wenige Schritte neben ihnen zugleich sein
Phantom stand, wovon die Anwesenden vor Schreck und
Angst fast den Tod nahmen. Nach des Yaters Tode war
ps mit dem Spuk zu Ende."" Diese Angabe von Ha-
genow's ist sehr lehrreich, weil sie zu erweisen
Scheint, daß der Vater selbst unbewußt und
magisch sowohl die Detonationen und das
Pianospiel wie zugleich als Doppelgänger
seine eigene Gestalt erzeugte."
Es kann, wie mich deucht, keinem Zweifel unterliegen,
daß alle diese Phänomene einen gemeinsamen Ursprung
haben und dadurch zustande kommen, daß das die Materie
bewegende und lenkende Prinzip, der Geist, mit der Außenwelt
und dem Wesen der Dinge in unmittelbare Beziehung
tritt, während er unter normalen Verhältnissen nur vermittels
seines psychischen Organismus in diese wirkt und
aus ihr Eindrücke empfängt.
Die Bewegung von Gegenständen vollbringt er dann
vermutlich auf dieselbe Weise, wie er seinen physischen
Körper und dessen Glieder bewegt; und Geri4L und
Tfine mag er dadurch hervorbringen, daß er jene eigen-
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