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m Psychische Htndmn XLVl. Jahrg. 6. HetU Muni 1919)
artigen Luftseh wingungen, welche diese Empfindungen in
uns erwecken, nicht indirekt durch schwingende Körper
hervorruft, sondern sie durch Einwirkung auf die Luft
direkt erzeugt (Pneumatophonie); und den „Doppelgänger*
bildet er wahrscheinlich auf dieselbe Weise , wenn auch
nach anderen im Unterbewußtsein dominierenden Ideen,
wie seinen eigenen physischen Leib, wobei ihm die Stoffe
desselben als Baumaterialien dienen, obschon dabei zu berücksichtigen
ist, daß er möglicherweise die Fähigkeit besitzt
, sich Materie direkt aus dem Äther zu bilden. Ist
übrigens die Materie, wie man heute vielfach annimmt, eine
Komposition oder Bewegungsform des Äthers, so müßt?
er dieselbe unmittelbar ebenso erzeugen können, wie di?
Luftschwingungen, welche uns die Empfindung von Geräuschen
und Tönen vermitteln. Man wäre fast geneigt,
an eine «solche Schöpfung der Materie aus dem Äther durch
den Geist zu glauben, wenn man Fälle wie den folgenden
liest, den eine Frau L. v. T. im Oktoberheft der „übersinnlichen
Welt" fv. J. 1917, Seite 326) aus ihrer Jugendzeit
wie folgt berichtet:
„Als junges Mädchen sah ich den Doppelgänger einer
Freundin, während dieselbe schlafend in meinem Zimmer
lag. Ich beobachtete mit Erstaunen, wie die Gestalt, in
einem Jangen Kachtgewande, eine Kerze in der
Hand, sich meinem Tische, wo ich schreibend saß, näherte
und langsam sich von unten nach oben in Nebel auflöste.
Meine Freundin, der ich von der seltsamen Erscheinung
am nächsten Morgen erzählte, erinnerte sich, daß sie einen
quälenden Traum hatte. Sie suchte mit der
Kerze in der Hand ein wichtiges Buch, dasniehtzu
finden war. Ihr Doppelgänger war es, der das Buch suchte,*
Wenn man Fällf wie diesen, welche uns die Entstehung
der sogenannten Spuk- und Gespensterersoheinungen so klar
vor Äugen führen, sine ira et studio betrachtet, so erscheint
*s schier unbegreiflich, wie man darauf verfallen konnte, sie
in extremer Weise entweder durch die Betrugs- oder durch
die Geister- und Dämonen-Hypothese erklären zu wollen.
Die richtige Erklärung ergibt sich m. E aus der Tatsache
selbst. Diese besteht in diesem Falle einfach darin, daß ein
im Normalzustand rein innerlich bleibender Seelenvorgang,
nämlich ein Traum, äußerlich in Erscheinung tritt oder, mit
anderen Worten, eine für den Gesichtssinn wahrnehmbare
Form annimmt. Aus solchen Fällen geht unzweifelhaft
hervor, daß die schöpferische Kraft der Traumphantasie
Traumbilder nicht nur innerlich, sondern auch äußerlich erzeugen
und sie daselbst versinnli^hen kann. A uf der außer-
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