Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
46. Jahrgang.1919
Seite: 316
(PDF, 171 MB)
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316 Phobische Studien. XL VI. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1919.)

unter der Herrschaft des siegreichen Messias. Christliche
Lehrer behaupteten später, dieses erträumte Reich werde
genau tausend Jahre dauern, weil, wenn nach Psalm 90, 4
ein Tag Gottes tausend Jahre ausmache, also sechs Schöpfungstage
sechs Jahrtausende irdischer Mühseligkeit vorbedeuten
, der siebente Ruhetag das Vorbild eines Jahrtausends
vollkommener christlicher Freiheit von allen irdischen
Übeln sein müsse. Bedeutende Kirchenlehrer, wie
Papias, Justinus Martyr, Irenaus, Tertulliaa und zuletzt
Laktantius, waren Chiliasten; nur die Gnostiker und alexan-
drinisehe „Kirchenväter" wie Origenes, später Augustinus
und Hieronymus widersprachen dieser Deutung der „Parusie".
d. i. der Lehre von der Widerkunft Christi nach der Auferstehung
der Toten. Der Glaube an ein solches Weltgericht
und nachfolgendes Gottesreich belebte sich dann
von neuem im Jahr 1000 n. Chr. wegen damaliger Erwartung
des „jüngsten Tags" und während der Kreuzzüge,
hierauf im Reformationszeitalter hauptsächlich durch die
Wiedertäufer, die, ahnlich wie jetzt die Bolschewisten, einen
kommunistischen idealzustand der Menschheit sofort durch
Umstarz aller bestehenden Ordnung zu verwirklichen
strebten. Nachher huldigten einzelne Mystiker und Theo-
sophen aus der Schule des Tkeophrastus Parazelsus,
Schwärmer, wie Valentin Weigel, edle Idealisten wie der tiefsinnige
J. Böhm, A. Comenius, der Theologe Bengel, Sweden-
borgiaser, Lavater, Jung Stiliing u. a., im 19. Jahrh. u. a.
die hysterische Frau von Krüdner und einige süddeutsche
und amerikanische Sekten, besonders die Trvingianer, wie
schon früher die Camisarden, Quietisten, Labastiden, z. T.
unter mühsamer Berechnung des Zeitpunkts des jüngsten
Tages, derselben frommen Schwärmerei. Dieser mit den
eschatologischen Vorstellungen der verfolgten ersten Christengemeinden
zusammenhängende ,.Chiliasmus " hat also mit
der geistreichen obigen Darstellung des tatsächlich unbestreitbar
richtigen Gedankens nichts zu tun, wonach alle
wichtigeren Vorgänge in Natur und Mensehenwelt periodisch
in längeren oder kürzeren Zwischenräumen ähnlich erfolgen.
Gegenüber dieser in der Natur selbst begründeten Vorstellung
, die auch dem Glauben an den „hundertjährigen
Kalender zu Grunde liegt, wird jedoch eine unbefangene
Kritik immerhin feststellen müssen, daß bei der großen
Rolle, die, wenigstens scheinbar und äußerlich betrachtet,
der sog. „Zufall" in allen irdischen bezw. menschlichen Angelegenheiten
spielt, es a priori durchaus nicht ausgeschlossen
erscheint, daß vermöge eines im voraus unberechenbaren
Zusammentreffens ähnlicher Erscheinungen sich dieselben


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