http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1919/0321
Kurze Notizen.
317
Vorgänge ungefähr um dieselbe Zeit fast ebenso wiederholen
, ein Umstand, der, wie uns seheint, bei Prophezeiungen,
zumal politischer Art, meist nicht genügend berücksichtigt
wird. Dr. -r.
c) Vorläufige Mitteilung der G. W. 0. in Nürnberg.
Die letzten Versuche, die ich unter Mitwirkung eines
Juristen und eines kathol. Theologen in der psychogenen
Parakinetik („ Tischklopfen *) vornahm, berechtigen zu
folgenden Schlußfolgerungen: 1) Die Erklärungen für das
„Tischklopfen* seitens der Spiritisten als „Geister^einflüsse
einerseits und von den Schulgelehrten als Schwindel und
Hokuspokus andererseits sind falsch. 2) Die psychogene
Parakinetik ist ein wertvolles Hilfsmittel für die Psychanalyse
, wenn die die Untersuchung Vornehmenden die erforderlichen
theoretischen uud praktischen Kentnisse besitzen
. 3) Durch die psychogene Parakinetik wird die
Tatsächliehkeit der Gedankenübertragung einwandfrei be*
wiesen.*) — Wie mir scheint, ist als eigentlicher Begründer
für den ablehnenden Standpunkt der Schulwissenschaft gegenüber
„okkulten*4 Erscheinungen Kant anzusehen, „der im
Jahre 1766 über diese Vorgänge von t Widersinn, Schwärmerei,
Hirngespinst, Torheit" usw. sprach und sich gleichsam entschuldigte
, daß er darüber überhaupt schreibe. Der blinde
Autoritätsglaube ließ den Irrtum nicht beseitigen und verschloß
der Psychologie wichtige Erkenntnisse. Eine besondere
Verantwortung haben diejenigen auf sich genommen,
welche trotz Anregung und Aufforderung keine Untersuchung
der Probleme vorgenommen haben. Würden unsere
Schulgelehrten desgleichen Kant: „Brief an Frl. von
„Knobloch** und die 20 Jahre später geschriebenen „Vorlesungen
über Metaphysik", lesen, so müßten sie erkennen,
daß auch ein großer Philosoph seine Anschauungen richtig
stellt, sobald eigene Erfahrung oder glaubwürdige Mitteilung
Anderer hierzu Veranlassung geben **)
Nürnberg, den l. Mai 1919. Dr. Jos. Böhm.
*) Vgl. die sehr verdienstlichen, 16 Druckseiten umfassenden „Mitteilungen
der G. W. O." des Herrn Verfassers, über seine psychometrischen
und telepathischen Versuche mit der Nürnberger Krankenpflegerin Helene Sch.,
deren hervorragende Leistungen (besonders im Lesen verschlossener Briefe
mit genauer „erfühlter" Bezeichnung des Charakters, der äußeren Erscheinung
und der Krankheit der betreffenden Personen) von 5 Ärzten (darunter Univ.-
Professoren), 4 Naturwissenschaftler, 4 Juristen, 3 Theologen (kath. u. prot.),
2 Ingenieuren und 4 Kauf leuten mit Namennennung bezeugt wurde.
Schriftl.
**) Vgl. ,1. Veröffentlichung der G. W. 0/ vom 28. April 1919
über die in der Nürnberger Gesellschaft angestellten Versuche mit
Tischklopfen etc. Die soeben erschienenen 16 Druckseiten um-
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1919/0321