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Peter: „Sind Phantome Abgeschiedener erwiesen?* 325
Es bind zahlreiche Fälle darunter, in welchen die Phantome
von mehr als einer Person gesehen wurden und zwar zu
derselben Zeit und am gleichen Ort, Auch sind Fälle erwiesen
, in welchen die Beobachter sich zweifellos in voll-
ständig normalem Zustand befanden. Nicht jeder Sensitive
ist deshalb, weil er sensitiv ist, in einem „Uberreizungs-
zustand". Übrigens beweisen photographische Aufnahmen
den objektivon Charakter der aufgenommenen Erscheinung.
Wenn nun in manchen Fällen Bilder von Verstorbenen
erscheinen, so ist damit ihr Ursprung in der Geisterwelt
keineswegs bewiesen. Das Medium könnte telepathisch das
von der Seele eines Anwesenden geschaffene Bild eines
Verstorbenen aufnehmen und es in solch greifbarer Gestalt
formen, daß es von der photographischen Linse wiedergegeben
wird. Mit dieser Möglichkeit sind spiritistische
Erklärungen natürlich in die Enge getrieben.
Die alten Magier kannten diese vom modernen Ani-
mismus behauptete psychische Kraft der menschlichen
Seele. Ein magischer Grundsatz lautet: „Jeder Logos schafft
in seinem Wirkungskreis das, was er bestätigt". Wer den
Teufel bestätigt, erschafft den Teufel!
Trotz der genannten Tatsachen, welche für die amnestische
Hypothese sprechen, ist es nun denkbar, daß die
organisierende Kraft auch außerhalb des Mediums liegen
kann, also aus fremder Quelle stammt und, wie die spiritistische
Hypothese annimmt, gegebenenfalls auf einen
Verstorbenen zurückzuführen ist Du Prel sagt:*) „Der
Naturforscher, der die Exteriorisationsphänomene kennt,
wird den „Parallelfall", die spontane Entsendung des Doppelgängers
nicht mehr leugnen, er wird aber auch zugeben,
daß wir im Tode von dieser unserer Exteriorisationsfähigkeit
Gebrauch machen. Er kann also nicht nur, sondern muß
Spiritist werden«. Du Prel hat ferner darauf hingewiesen,
daß eben das Exteriorisationsphänomen den Unsterblichkeitsbeweis
unabhängig macht von Religion und Philosophie,
ja sogar vom Spiritismus. Indes „der Beweis erfordert
nicht nur das Auftreten von Phantomen überhaupt
, sondern solcher, deren Identität konstatiert
werden kann und da fragt es sich denn
zunächst, ob wir den Willen Verstorbener überhaupt beeinflussen
können. Der Spiritismus würde wesentlich gefördert
werden, wenn wir das Erscheinen bestimmter Phantome
veranlassen könnten'*.
Als Mittel hierzu hat du Prel den Monoideismus
empfohlen, da dieser eine der psychologischen Ursachen ist,
*) „Der Tod, Das Jenseits, Das Loben im Jenseits", 1899.
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