Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
46. Jahrgang.1919
Seite: 351
(PDF, 171 MB)
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Tischner: Instinkt und Hellsehen. 851

ausgehend von den so zweckmäßig eingerichteten Pflanzengallen
den Beweis versucht, daß diese nicht dem Pflanzen-
individuum nützliche, also fremddienliche, — nämlich den
Insekten dienende —, Zweckmäßigkeit dafür spricht, daß
in den Pflanzen irgendein überindividuelles Seelisches wirkt.
Und Kohnstamm*), ein bekannter Neurologe, hat neuerdings
behauptet, daß man in der tiefsten Hvpnose in see-
liscKe Regionen komme, die nicht mehr dem Individuum
angehören, sondern unpersönlich sind. Er meint damit das
universelle (reine überindividuelle absolute) Subjekt gefunden
zu haben **) Biese Ansichten würden sich gut mit den
unsrigen vereinigen lassen, alle drei Tatsachfnkomplexe
weisen darauf hin, daß es sich um geistige Vorgänge han-
delt, die sich nicht im isolierten Individuum* abspielen,
sondern die es wahrscheinlich machen, daß seelische Faktoren
eine Rolle spielen, die über das hinausgehen, was man
einem individuellen Seelischen zuschreiben kann.

Wenn ich hier betone, daß ein überindividuelles Seelisches
anzunehmen ist, so ist damit nicht gesagt, daß nicht
auch individuelle Faktoren eine Rolle spielen. Es ist wohl
zu vermuten, daß wir berechtigt sind, gewisse Instinkthandlungen
dem Teil des Seelischen zuzuschreiben, welchen wir
uns als individualisiert denken können, ohne daß naturgemäß
eine scharfe Grenze zu ziehen ist. Wenn z. B. gewisse
Insekten, die ihre Eier in Larven ablegen, diese
Larven mittelst eines wohlgezielten Stiches in einen Ganglienknoten
lähmen, von dessen Vorhandensein und Lage
sie keine auf Sinneserfahrung oder Unterweisung begründete
Kenntnis haben, so darf man diesen Akt vielleicht als individuelles
Hellsehen auffassen. Dagegen wird man bei
den komplizierten Instinktketten der Yuccamotte und der
Sitarislarve wohl das überindividuelle Seelische heranzuziehen
haben, zumal da sie zeitlich das Dasein des Individuums
bei weitem überschreiten.

Man wird vielleicht nun fragen, was denn diese ganze
Theorie für einen Wert habe. Da ist dann zu erwidern,
daß jedenfalls sowohl die Gewohnheitstheorie, als auch die
Theorie der mechanisierten Intellekthandlungen grundsätzlich
nicht zur Erklärung zureichte, denn es muß als aus-
geschlossen gelten daß eine solche sinnvolle Kette komplizierter
Handlung durch zufällige Variation aus dem Nichts
entstünde, und auch mechanisierte Intellekthandlungen
können es, wie wir gesehen haben, nicht sein. Wenn man

*) „Journal für Psychologie und Neurologie", 1918, Beiheft.
**) Vergl. mein Referat im Z^ntralblatt für Okkultismus 1919


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