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He'mbrecht; Schallwlrkungen und Oelber Vorgänge. 857
ermöglichen, die im allgemeinen nicht miteinander harmonieren,
denn es ist nicht auszudenken, daß zwischen ihnen nicht mal hier
und da für Augenblicke eine gewisse Sympathie und eine Gleich,
stimmigkeit sich einstellt. — Somit wäre also für Telepathie jeder
Mensch empfänglich, nur in verschiedenen Graden. Die Wirkung
der Telepathie jedoch zeigt sich aber erst an dem Bewußtwerden
des Eindruckes, infolge der Übertragung des durch das Mittel Empfangenen
auf das Gehirn. Dies gilt für den Perzipienten und umgekehrt
für den Agenten. Das oder die Mittel müssen also gleich
schwingen, das Gehirn kommt erst an zweiter Stelle. Es ist deshalb
unkorrekt, von gleichgestimmten Gehirnen zu sprechen.
(Schluß folgt.)
Schallwirkungen und Oelser Vorgänge.
Von Max Heimbrecht (Oranienburg-Eden).*)
Es erscheint wenig wahrscheinlich, daß in den Oelser Vorgängen
die Äußerungen einer übersinnlichen Welt zu erblicken
sind. Besonders gilt dies auch von der willkürlichen Annahme, die
Ursache der Erscheinungen sei die Ruhelosigkeit eines Lüstlings
im Jenseits, weil Kratz- und Klopflaute, Geigentöne und Kuckucksrufe
in diesem Falle ganz sinnlose Äußerungen sein würden. Solche
Lüstlinge gab und gibt es überall, und irdische Begriffe körtnen
und sollen wir nicht ohne weit et es in's Jenseits tibertragen. Man
lese Krafft-Ebing's Psychopathia sexualis und wird entsetzt sein
über die darin geschilderten Verirrungen des menschlichen Geschlechtstriebes
, die sogar in Leichenschändungen ihren widerlichsten
Ausdruck finden, aber eben alle nur mit dem Begriffe
„Krankheit" erklärbar sind. Führen Veranlagung und andere Einwirkungen
zu solchen Erkrankungen? Gibt es überhaupt eine
Freiheit des Willens? Ist das Schicksal des Individuums karmisch
bedingt, ist alles, was geschieht, notwendig? Wir wissen es nicht,
ebensowenig, wie wir es erklären können, daß z. B. ein berühmter
Sänger als vielleicht achtes Kind unter zwölf im übrigen unmusikalischen
Kindern eines Bauernpaares geboren wurde. Und eben,
weil wir nichts wissen, müssen wir uns hüten, irdische Begriffe
in's Jenseits zu tibertragen. Die Unschädlichmachung oder Bestrafung
eines Lüstlings mag notwendig sein für die menschliche
Gesellschaft, auch für ihn selbst im Interesse seiner Besserung
(Höherentwickelung). Bis in's Jenseits hinein sollen wir nicht urteilen
und verurteilen.
*) Getreu unserem Grundsatz: audiatur et altera pars! lassen wir mit
obiger Entgegnung auf den uns persönlich sehr zuverlässig erscheinenden
Bericht des Herrn Amtsgerichtssekr. Oerter über den „Spuk in Oels"
(Januar-Märzheft er.) auch einen Skeptiker zum Worte kommen.
Schriftleitung.
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