Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
46. Jahrgang.1919
Seite: 371
(PDF, 171 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Bewer: Wo ist Gott'

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müssen es deutsche Volkspriester tun, und das sind in erster Linie
die Dichter. In den „Göttlichen Liedern" von Max Bewer, von
denen Peter Rosegger urteilte: „Der Titel „Göttliche Lieder" sagt
viel, aber kaum zu viel" findet sich eine rein menschliche Antwort
auf die urewige Frage: „Wo ist Gott?" Das Buch ist 15 Jahre
alt und hat schon im Stillen vielen Herzen Kraft und Klarheit gebracht
. Es ist jetzt zur rechten Zeit in einem Neudruck, 240 Seiten
stark, mit einem Bildnis und einem Handspruch des Verfassers
im Goethe-Verlag Leipzig, gebunden zum Preis von 7,50 Mk., erschienen
. Es beginnt mit folgendem volkstümlich einfachen Bekenntnis
zu Gott: „Alle suchen in den Sternen Gottes ewges Angesicht
, Sehn ihn nicht in allen Fernen, Und so lebt er nicht!...

Wo ist Gott, wenn nicht in mir! Wo ist Gott, wenn nicht
in dir! Wo ist Gott, lebt für und für Er nicht über dir und mir!
An ihn droben denk ich still, Der die ganze Welt erdacht, Liebend
dien' ich ihm in dir, Der in jedem Wesen wacht, Prüfend suche
ich in mir, Was zu seinem Bild mich macht!

Und glaubst du fest, er lebe nicht, Dort droben herrsche
ewge Nacht, So frage dich beim Sonnenlicht, Ob du vielleicht die
Welt gemacht, Ob du die Rosen und die Eichen, Die Adler und
die Löwen schufst, Ob du aus abgrundfernen Reichen Die Sterne
durch die Wolken rufst, Ob du der Erde dunkle Gründe Mit Gold
und Edelsteinen füllst Und deines Wesens Kraft und Güte In ewiges
Geheimnis hüllst ...,?

Dann lenkt sich schweigend wohl dein Sinn Zu einem höh'ren
Wesen hin, Dann wird dich Ehrfurcht warm durchwallen, Und wie
von selbst senkt sich dein Haupt, Dann fühlst auch du, daß in uns
Allen Ein Etwas ist, das an ihn glaubt!

Doch kann ihn so dein Herz nicht fassen, Sieh prüfend andre
Menschen an: Die Mutter sieh, die übernächtig Am Bette ihres
Kindes wacht, Den Helden, der sich willensmächtig Wirft stolz
in eine Todesschlacht, Den Denker, der beim Lampenschimmer
Der Sterne Lauf in Zahlen zwingt, Den Dichter, der im engen
Zimmer Der ganzen Menschheit Schönheit bringt, Den Vater
dem sein Kind so teuer, Daß er das Brot am Mund sich kürzt.
Den Braven, der in Rauch und Feuer Zur Rettung seines Nach-
barn stürzt! Empfindest du bewundrungsbang In ihnen keinen
Gottesdrang? Und hilfst du Einem nur von Allen, Ob Gott du
selbst entfremdet schienst, Stehst du schon in des Himmels Hallen
, Denn Guten-Dienst ist--Gottes-Dienst!

Und fühlst du Gott nicht in den Andern, Laß zu dir selbst
die Blicke wandern: Es ordnen wie zu einem Tempel Die Kräfte
sich in deinem Bau, Sieh deiner Stirne reinen Stempel, Der Träne
dunklen Seelentau, Das Blut, das Tag und Nacht durcheilet Das
Herz mit seiner Purpurflut, Das Auge, das umträumt von Wimpern
, Millionen Himmelsblicke tut... Sind das in dir nicht Rät-

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