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Literaturbericht.
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berechtigt sind, als Mchtneuiologe fehlt mir die eigene Erfahrung
in größerem Ä aßstabe, wenn auch Selbstbeobachtung und gelegentliche
Versuche gerade nicht zugunsten der orthodoxen Lehre sprechen
. Mit vielen JN eurologen bin ich geneigt, die Ansichten Freuds
und seiner Anhänger für einseitige Übertreibungen von Tatbeständen
zu halten. Auch in der vorliegenden Arbeit kommt dem AuÜen-
stehenden trotz oaer gerade wegen mancher geistvollen Deutung
vieles unbegründet und phantastisch vor. Was uns interessiert,
ist die in der Schrift vertretene Ansicht, daß der Körper in hohem
Maße von der Seele anhängig ist, und daß die sogenannten organischen
Krankheiten vielfach von psychischen Faktoren abhängen
und durch Behandlung der Psyche zu heilen oder zu bessern sind.
Es ist das eine bewußte, ausdrückliche Keaktion gegen den die
Medizin immer noch in hohem Grade beherrschenden Materialismus,
die mit der Zeit das ihrige dazu beitragen wird, um die Vedizin
auch vitalistischen Gesichtspunkten zugänglich zu machen*). Für
den Okkultismus sind diese Gesichtspunkte gleichfalls bedeutungsvoll
. Abgesehen ?on anderen okkulten Erscheinungen drängt sich
da besonders der Gedanke an die Materialisation auf. Wenn der
Geist auf den Körper wirkt, ihn hier zum Abbau und dort zum
GröBerwerden anregend, so ist auch die bisher noch nicht streng
bewiesene und als ganz phantastisch fast allgemein von vornherein
abgelehnte Materialisation nicht mehr so befremdend. — So ist die
Schrift imstande, manche den Materialisten fernliegenden Gedankengänge
anzuregen oder vorhandene zu bekräftigen. Tischner,
Gibt es ein Fortleben nach dem Tode? Mit bt sonderer Berücksichtigung
de« Spiritismus und Okkultismus. Von Pastor Heibig.
«\ Aufl. Leipzig, Max Koch. 87 S. Preis M. 1.50, geb. M. 2.~ .
Diese in der „Sammlung der'Tilgerbücher' (Bücher für Welt-
und Menschheitsfrasen vom SEndpunkt einer christlichen Weltanschauung
) erschienene, volkstümliche Schrift will das uralte Eätsel
der Sphinx über die Bedeutnng von Tod und Leben auf Grund
des biblischen Wunderglaubens, verbunden mit philosophisch ver-
tiefter Untersuchung über Trog, Irrtum und Wahrheit im Spiritismus,
sowie eigener und fremder übersinnlicher Erlebnisse lösen. Der im
Erzgebirge tätige Verfasser bekennt sich, wie in seiner früheren
Schrift: „Kann ich noch Christ sein?" (ein Buch für Wahrheit und
Wahrhaftigkeit, brosch. M. 1.50, geb. M. 2.—) zu einem wissenschaftlich
geläuterten Christentum und ist zu der tiefen "Überzeugung
gelangt, daß der vom Stofflichen seines Körpers losgelöste
Geist Baum und Zeit überwindet und Dinge sieht, die der an Baum
und Zeit gebundene Sehnerv des körperlichen Auges nicht zu erkennen
vermag. Besonders eingehend verweilt er bei den von
Freiherrn Dr. v. Scbrenck - Notzing exakt festgestellten Materialisation
serscheinungen, welche nach seiner Ansicht die von den
Spiritisten behaupteten Materialisationen von Geistern Verstorbener
völlig überflüssig, ja zunichte machen. Die von letzteren geoflen-
barte „Religion des Spiritualismus" lehnt der b;beigläubige Christ
durchaus ab, denn im Spiritismus mischen sich Betrug von menschlicher
Seite, intömlichc Verwechslung seelischer Kräfte und Wirkungen
der Medien bzw. d'ir Sitzungsteilnehmer mit Offenbarungen
von außen her und unerklärlichen objektiven Tatsachen aus der
*) Bei dieser Gelegenheit bei auf die „Medizinisch-biologische Gesellschaft
" aufmerksam gemacht. Sie gibt eine Zeitschrift heraus und Laien
sind ihr zui Unterstützung in ihrem Kampfe um eine biologische Medizin
willkommen. (Schriftleiter: Medizinalrat Bachraanr», Hamm i. W.)
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