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SSB Psychische Stadien. XLV1. Jaiug. Heft. (Augm 181^.}
<grssen. „Es liegt nur in Ihnen", sagte sie, „daß ich e<* nicht
vergesse.* — Wieso? — „Befehlen Sie es mir bestimmt,
bevor ich die Augen öffne.* -~ Werden Sie sieh alsdann
erinnern ? — „Es wird mehr als Erinnerung sein, eine
Verpflichtung, eine Notwendigkeit. Ich werde genötigt sein,
sie zu nehmen." Er legte ihr nun die Hand auf die Stirne
und übertrug ihr mit festem Willen den Befehl. „Es ist
gut*, sagte sie, »das genügt; Sie können nun ganz beruhigt
feein.* fBibliothfcque du magnltisme an. J'J, 16.)
Ebenso wurde die Erzeugung des künstlichen Stigmas
durch Autosuggestion von einer Somnambulen entdeckt, und
zwar schon im Jahre 1786. Um eine ungläubige Frau zu
% bekehren, forderte <ie dieselbe auf, ihr den Daumen auf den
Arm zu legen, wenn sie ihn dann wieder wegziehe, wilrd^
sich ein deutliches Kreuz auf dem Arm bilden. In der Tat
bildete sich dieses Stigma. ,Tardy: suite p. 195.) !
Daß die Stigmatisierung häufig in Verbindung mit
monoideistisehen Affektens (einer Art von Autosuggestion)
auftritt, mag Bleuler bestimmt haben, die Suggestion für
einen affektiven Vorgang zu halten. Der Affekt ist aber
diesfalls nicht die unmittelbare Ursache der Stigmatisieruug,
sondern nur die mittelbare, insofern, als er durch eine Erschütterung
der Nervenkraft die Loslösung ihres substantiellen
Trägers des Nervenäthers (des Nervengeistes der Somnambulen
) bewirkt, und so jenen Zustand herbeiführt, den man
als EntrüHkiing oder Ekstase bezeichnet. Beim Versehen
der Schwangeren wird diesem Zustand durch einen Schreck
hervorgerufen und der schreckhafte Eindruck als Objekt-
Suggestion empfangen.
In allen derartigen Fällen kommt meines Erachtens
das Stigma dadurch zustande , daß der im Cerebrospinal-
system zirkulierende Nervenäther, indem er seine organische
Wirkungssphäre überschreitet und auf das vegetative oder
reproduktive System übergreift, djeses im Sinne einer dominierenden
Idee beeinflußt und so seine physioplastischen
Funktionen dementsprechend modifiziert.
Die Seherin von Prevorst äußert sich auf Grund ihrer
im Zustande erhöhter Wahrnehmungsfähigkeit angestellten
Betrachtungen über den substantiellen Träger der Nerve n-
kraft, den Nervenäther, wie folgt:
,Es ist etwas auf den Nerven, das Löher ist, als der %
Nerv, und das ich Nervengeist nennen möchte; er ist das
Band, welches den Leib und die Seele vereinigt. Die Lösung
desselben von den Nerven erregt den somnambulen Zustand."
Beruht der somnambule Zustand, wie die Somnambule
Kerners behauptet, tatsächlich auf eijuem Freiwerden des
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