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Hechenberg: Der Identitätsbeweis im Spiritismus.
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treffenden Menschen mit der festzustellenden Persönlichkeit
für erbracht gelten.
Vergleichen wir nun mit dem eben geschilderten Vorgange
einer kriminalanthropologischen Identitätsfeststellung
einen sogenannten spiritistischen Identitätsnachweis. Von
vornherein will ich dazu bemerken, daß ich diesen Vergleich
nicht an einem bestimmten konkreten Fall durchführen
will, sondern bloß an den allgemein bekannten charakteristischen
Merkmalen eines solchen Vorganges, wie er in
unzähligen Einzeldarstellungen in der spiritistichen Littera-
tur zu finden ist.
Es wird in einem spiritistischen Kreise von den Anwesenden
ein Materialisationsphantom, eine mehr oder
weniger feinstoffHche, aber durchaus ausgeprägte menschlichcharakteristische
Erscheinung wahrgenommen. Einer oder
mehrere der Anwesenden erkennen in dieser Erscheinung,
in Haltung, Zügen, Bewegung, Gang und Sprache das mehr
oder weniger getreue Abbild eines ihnen wohlbekannten,
nun aber verstorbenen Menschen. Nach ihrem Namen befragt
, gibt die Erscheinung den des Verstorbenen an, macht
MifteiLgen iatimen Charter*, welche nur den nächsten
Angehörigen bekannt sein konnten, redet mit ihnen in derselben
, ihnen bekannten und vertrauten Ausdrucksweise,
erinnert sie* an Erlebnisse v und charakteristische Kleinigkeiten
der gemeinsamen Vergangenheit, die sie schon längst
vergessen hatten, läßt sich anfühlen und umfassen, genau
betrachten, wobei der anwesende Gatte oder die Mutter
an der Erscheinung oft die ihnen nur zu bekannten Charakter
wüschen besonderen Körperbildungen, etwa einen
verkrümmten Finger oder ähnliches wiedererkennen; oder
die Erscheinung liebkost und berührt uns so, wie wir es
bei dem Verstorbenen kannten, wobei oft eine unnachahmliche
Handbewegung, ja nur ein kurzes Wort, ein Satz uns
mehr sagen kann, als es dem Femerstehendeu bei Unkenntnis
der Bedeutung dieses Vorganges scheint; schließlich
hinterläßt die Erscheinung auf unser Verlangen hin Abdrücke
ihrer Hand in Wachs oder Paraffin, in denen wir
die uns bekannten Formen der Hand wiedererkennen, die
wir bei Lebzeiten an dem Verstorbenen sahen; ja noch
mehr, auch durch die mehr oder weniger mit der des Verstorbenen
identische Hand- und Unterschrift gibt sich die
Erscheinung uns wiederzuerkennen.
Dies alles ist entweder einzeln oder in harmonischer
Zusammenfassung in unzähligen spiritistischen Kreisen beobachtet
worden! Man sehe darüber die spiritistische
Litteratur durch. Der Grund, warum davon Verhältnis-
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