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410 IVychu-che * lien. XLVI. Jahrg. 8. Heft. (August i(<i^,j
nicht an das Wort, sondern er nimmt das Bild „Brand* in sich auf
und projiziert es in die Ferne. Daß es so und nicht anders geschieht
, bedarf wohl keiner näheren Begründung. Das Ursprüngliche
ist eben das Näherliegende, denn schon für den erwachenden
Erdenbürger galt der Satz: Im Anfang war das Bild! Je lebhafter,
besser gesagt intensiver — lebhaft könnte dem Begriffe unruhig
gleichgeachtet werden, während das Gegenteil vonnöten ist — je
intensiver also dabei das Bild ist, je größer die seelische Aufregung
, richtiger Ergriffenheit, desto größer ist der Erfolg des
Gelingens und wohl kaum ein anderes elementares Schauspiel ist
so gewaltig und furchtbar in der Wirkung, den Menschen aufzurütteln
, wie das eines Brandes. Aber noch etwas anderes, etwas
von wesentlichem Einfluß kommt hinzu; es liegt hier nämlich der
äußerst günstige Fall vor, daß nicht nur ein Agent, sondern mehrere
, vielleicht tausende von Agenten - unbewußt die Übertragung
bewirken. Während beim Verkehr zweier Personen die
geringste Störung das totale Mißlingen zur Folge haben muß, ist
dieses bei einer gewiß großen Anzahl von Agenten kaum zu erwarten
, denn was dem einen nicht gelingt, gelingt dem anderen.
Halten wir dem gegenüber, daß etwas Abstraktes, Worte wie:
Tugend, Fleiß, Hoffnung, übermittelt werden. Einer lebhaften Phantasie
w.rd es zweifelsohne gelingen, sich dabei auch etwas vorzustellen
, es können Bilder, aber doch nur solche allgemeiner Art
entstehen, da eben diese Begriffe sehr abweichender Art sein
können. Die verschiedenen Umstände werden demnach auch verschiedene
Wirkungen zeitigen.
Hin großer Anteil am Gelingen ist je nachdem auch dem Gefühl
zuzuschreiben, derart, daß die Übertragung der Abstrakta, w ie
z. B. Kälte, Hitze* bei denen man gewissermaßen etwas fühlen
kann, wiederum weniger mißlingt als die der Begriffe Tugend
Fleiß. — Äußerst schwierig werden die letzteren Experimente,
falls nur zwei Personen daran beteiligt sind.
Alle genannten Umstände, Lebhaftigkeit dureh seelische Ergriffenheit
, Walten des Gefühls begünstigen je nach Intensität
letzten Endes das, worauf es ankommt, die Konzentration der Gedanken
. Ist Konzentration schon im gewöhnlichen Leben notwendig
, um etwas mit Erfolg auszufuhren, wieviel mehr im höheren
Leben, im Okkultismus, wo es sich um ungewohnte, abnorme*
unter schwierigsten Umständen zu lösende Aufgaben handelt. Und
daß ein erschütterndes Ereignis eher die Konzentration zu festigen
vermag, als irgend ein Abstraktum, ein trockener Begriff, liegt
doch wohl auf der Hand. Es mag hier eine gewisse Denkfaulheit
mit im Spiele sein.
Wesentlich günstiger liegt die Sache beim Verkehr verwandter
oder gut befreundeter Personen, auch wenn es sich nicht gerade
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