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gebend ist Laßt mar; aber den historis;ien Beweis nicht als
erbracht gelten, dann muß man auch der Geschichte im allgemeine«
jede Beweiskraft absprechend
b) Ueber Fortschritte d:r Wünschelrute wird der
„Tüb. Chronik" vom 21. Juli er. berichtet: Böblingen (Wtirtt),
20. Juli. Ein interessantes Schauspiel bot sich let/te Woche im Gelände
am Schönaicher First und im zukünftigen Bahnhofsgebset bei
Schönaich. Dert führte auf Veranlassung des Fabrikanten S. Ulmer-
Schönaich Jer durch seine großen Erfolge im Nachweis sowohl
von Wasser als auch von Erdöl, Kali, Kohle und Erz weithin geschätzte
Rutengänger Edler vonüraeve, eine Untersuchung über
Wasser vorkommen im Gebirgesgrunde aus. Eine kleine Gruppe
geladener Gäste, darunter der bekannte schwäbische Geologe unc1
Wünschelrutenforscher Prof. Dr. Karl Endriß-Stuttgart und Prof
Thoman n-Stuttgart (Tech. Hochschule), hatte sich zu den interessanten
Versuchen eingefunden. Mit staunenswerter Gewandtheit
stellte v. Graeve eine Reihe von wasserreichen Strichen (Kluftzügen
) fest, für die er sowohl die Laufrichtung als auch die Tiefe
und ungefähre Menge des Wassers bestimmte. Seine Angaben
standen, soweit sie Richtung und Tiefe betreffen, mit den auch geologisch
anzunehmenden Verhältnissen sehr wohl in Einklang. In den
nächsten Tagen soll mit der Erschließung des Wassers begonnen
werden. Man kann gespannt sein, wie weit dann die tatsächlichen Erweise
mit den gefühlstechniscüerbrachten Befunden übereinstimmen,
c) Föne und Farben. Die diesbezügliche Notiz im Julilieft
d. Bl. veranlaßt mich zu den nachstehenden Bemerkungen,
Wer sich mit der Blindenpsychologie näher befaßt und dadurch
mit den Ideenassociationen und der Ausdrucks weise der Nicht-
sehenden in engere Berührung kommt, wird die Erfahrung machen,
daß das Seelenleben des Lichtlosen reich an sogen. Transponierungen
ist. Da das Auge als wichtigster Hindrucksvermittler ausgeschaltet
ist, müssen andere Sinne, namentlich das Ohr, eingreifen, um die
in der Verbindung mit der Außenwelt entstandene Lücke nach Möglichkeit
auszufüllen. Dies gelingt indessen nur bis zu einem gewissen
Grade, über den hinaus Ersatzvorstellungen einzutreten
pflegen. Häufig genug sind diese rein spontanen und individuellen
Ursprung*, sodaß sie nur selten als Gemeingut der Blinden angesprochen
werden können. Jeder Nichtsehende sucht sich gleichsam
auf eigene Faust einen Weg durch das Dunkel, das ihn umgibt,
und schafft sich psychische Hilfsmittel, deren Wesen und Gebrauch
nur ihm als Einzelindividuum vertraut sind und damit auch nur für
ihn allein Wert besitzen. Als allgemeines Kennzeichen tritt dabei
das Bestreben zutage, diejenigen Eindrücke und Vorstellungen, die
lediglich mit Hilfe des Auges gewonnen werden können, mit anderen
in Beziehung zu setzen, die auch dem Blinden zugänglich sind
Von sekundärer Bedeutung bleibt es, daß solche Transponierungen
vielfach mit der Wirklic* keit nur schwer in Einklang zu bringen, oder
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