Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
46. Jahrgang.1919
Seite: 428
(PDF, 171 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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428 Fsjehische Studien. XLVl Jahrg. F. Heft. (Augum. 1919.)

ihren Zusammenhängen nach erklärbar sind. Ihr Wert besteht ausschließlich
darin, dem Einzelnen über psychologische und praktische
Schwierigkeiten hinwegzuhelfen und unter Umständen vielleicht
auch nur Gelegenheitszwecken zu dienen. Es ist dies eines der interessantesten
Kapitel in der Blindenpsyehologie, dessen eingehendere
Behandlung wir uns noch für später vorbehalten möchten. In der
Natur der Sache liegt es, daß namentlich die Farben usw. mit
akustischen Erscheinungen in Verbindung gebracht werden. So
denken viele Blinde beim Laut f an grün, bei 1 an rot, bei r an
braun, bei s an weiß. Auch musikalische Töne vermögen Farben-
vorsfellungen zu wecken, die allerdings ebenfalls individuell ganz
verschieden sind und für deren Zustandekommen der Einzelne
keine Erklärung beizubringen vermag. Sogar der Klang der menschlichen
Stimme löst mitunter Vorstellungen aus, die fernab von dem
akustischen Gebiet liegen und dem Bereich des — Geschmacksinnes
angehören. So sprechen Blinde zuweilen von einer „sauren
Stimme" und dergleichen. Näheres hierüber findet sich in den von
mir herausgegebenen „Materialien zur Blindenpsyehologie", Langensalza
1918, Verlag von Wendt und Klauweli. — Etwas Absonderliches
liegt hier übrigens kaum vor, da selbst der Vollsinnige
zuzeiten solche transponierende Bilder gebraucht. Wir sprechen
von einem „sauren Lächeln", „bitterernsten Mienen", „zuckersüßen
Blicken" und „herbem Gesichtsausdruck". Während es sich jedoch
für den Vollsinnigen hierbei mehr um traditionelle Redewendungen
handelt, bedeuten für den Blinden die Transponierungen {Phonismen
und Photismen) weit mehr und müssen daher vom Psychologen
auch ganz anders gewertet werden. —- Dr. von Gerhardt, Frankfurt
M., Leiter der Zentralstelle für Blindenforschung.

d) „Sie haben Augen und sehen nicht*41 Eine Bestätigung
dieses Bibelwortes findet der französische Psychologe Belot
in dem Resultat von Untersuchungen, über die er in dem „Bulletin
der Gesellschaft Alfred Binet" berichtet. Um den Beobachtungssinn
der Menschen zu studieren, hat er folgendes Experiment gemacht
. In der Vorhalle des Pariser „Examenhauses" befindet sich
eine Statue aus weißem Marmor, ein Werk des Bildhauers Mathurin
Moreau. Das Bildwerk steht im vollen Tageslichte, in Überlebensgröße
, zeigt am Sockel in großen Buchstaben die Inschrift
„Die Zukunft", jedem Eintretenden sofort sichtbar, und stellt einen
sitzenden Jüngling dar, neben dem außer Büchern ein mit Lorbeer
umwundenes Gewehr liegt. Belot hat 65 Examinatoren, die das
Haus ständig besuchen, folgende Fragen vorgelegt: „Was stellt die
Statue dar? Welches ist die Inschrift? Woraus besteht die Statue?
Welches ist der Name des Bildhauers?" Der letztere steht ebenfalls
groß und breit auf dem Sockel. Von den 65 Befragten hatten
56 die Statue nicht gesehen und sich Jedenfalls nicht das Geringste
von ihr gemerkt; drei hatten eine ungefähre Vorstellung von einem


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