Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
46. Jahrgang.1919
Seite: 452
(PDF, 171 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1919/0456
452 Psychische Studien. XLVL Jahrg. iK Heft. (September 1919.)

liegt. Paß wir bei den Materialisationen keinesfalls den
Geist des Verstorbenen sehen, wie er wirklieh aussieht,
dafür spricht der Umstand, daß die Materialisationen raeist
in einer Tracht erscheinen, die sie bei Lebzeiten trugen,
obschon sie diese Tracht gewiß nicht ins Jenseits mit-
genommen haben. Mithin sind es fraglos nicht die Geister
selbst, die sich sichtbar machen, sonderc es sind bloß
Bilder, die so oder anders künstlich hergestellt worden
sind. Somit bleibt es dahingestellt, wer der Urheber dieser
Bilder ist: die Medien oder die Geister Verstorbener. Dabei
ist aber die Parallele mit den kriminalen Identitätsnachweisen
kaum zutreffend, da es sich um wesentlich verschiedene
Fragen handelt: in einem Falle — bei der Kri-
minaluntersuchung — um die Identität einer lebenden und
stets wahrnehmbaren Person, im anderen Falle aber bloß
— um die Frage nach der Urheberschaft eines
Bildes, welches nur mehr oder wenig ähnlich ist, aber
keines Falles die Person selbst in ihrer realen Erscheinungsform
darstellt, sondern bloß ihr Bildnis.

Anderseits ist klar, daß, da die spiritistischen Materialisationserscheinungen
sich in der Eegel nur flüchtig für
kurze Minuten, höchstens Stunden zeigen, sie auch nicht
so eingehend untersucht und studiert werden können, wie
ein beständig vor unseren Augen sich bewegender lebender
Mensch. Da aber prinzipiell alle vom Verstände geforderten
Merkmale der Identität vorhanden und nachgewiesen
sind, so ist die relative Flüchtigkeit des Auftretens dieser
Erscheinungen kein entscheidender Einwand. Gerade auch
bei der gerichtlichen Feststellung einer Persönlichkeit beruhen
sehr oft die Zeugenaussagen auf ganz flüchtigem
kurzem Zusammentreffen, ja nur auf dem kurzen Gewahrwerden
einer Person etwa bei einer momentanen Begegnung
auf der Straße. In der spiritistischen Literatur finden sich
aber auch eine große Anzahl von Berichten von regelmäßigem
, halbe Stunden oder Stunden dauerndem, sich
Monate oder noch länger erstreckendem Verkehr nächster
Verwandter mit ihren al>g<schiedenen Angehörigen. Die
Erscheinungen g^hen unter den Anwesenden bei heller
Beleuchtung hin und her, unterhalten sieh mit ihnen, oft
Arm in Arm, ganz wie bei Lebzeiten. In wichen Fällen
wird man daher nicht sagen können, daß die Anwesenden
nicht die Möglichkeit hatten, die Erscheinungen wegen ihrer
zu flüchtigen Dauer zu erkennen und eingehend zu prüfen.

Die Kritik wendet sich einstweilen auch nicht so sehr
gegen den sogenannten Identitätsbeweis, als vielmehr überhaupt
gegen die Behauptung des Spiritismus, daß es Geis-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1919/0456