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458 Psychische Studien. XL VI. Jahrg. 9* Heft. (September 1919.)
Abänderbarkeit) fügt sich dieses plastische Wesen den Eindrücken
von oben und unten, und bildet dieselben in der
geheimen Werkstätte der Gedanken in sich selbst nach,
oder notiert sie der Seele in sich, d. h. bei der Bildung der
Gedanken und Vorstellungen hat der Nervengeist das Geschäft
, sich jeder angeregten Seelentätigkeit zu aceommodieren,
und eine ihr entsprechende Flexion (Wendung), gleichsam
als Repräsentanten derselben zum Zweck der Manifestation
für die Gegenwart, in sich nachzubilden, oder, zum Zweck
der Aufbewahrung für die Zukunft, der Seele in sich zu
fixieren. — Im lebensmagnetischen Rapport nun nimmt der
freigewordene Nervengeist des Somnambuls den des Magnetiseurs
so innig an sich, oder dringt so tief in ihn ein, daß
er bei seiner erhöhten Intensität diesen bis in seinen tiefsten
Grund durchschaut, wodurch die mit ihm freigewordene
und mit ihm in den Maguetiseur eingedrungene Seele in
den Stand gesetzt wird, die durch die Gedanken des Magnetiseurs
in seinem Nervengeiste unmittelbar vor sich gehenden
sowohl, als die bereits notierten oder fixierten Modifikationen,
wenn mit diesen seine Seele sich beschäftigen will, zu erkennen,
dadurch in sieh nachzubilden, oder mit andern Worten, die
Gedanken und Vorstellungen des Magnetiseurs zu den eigenen
zu machen. — Der Umstand, daß bei dieser Verraengung
der Nervengeister die Fähigkeit, die Gedanken des Andern
zu erkennen, nur der Somnambule, nicht aber auch dem
Magnetkern* zu teil wird, kann nicht auffallen, wenn man
weiß, daß das Eindringen in die Tiefen des Nervengeistes,
und somit in die Tätigkeiten der Seele eines Andern nur
dem freigewordenen Nervengeiste zukommt, der mit der
Seele an die Nerven gebundene des Magnetiseurs dagegen
eben deshalb innerhalb seiner normalen Schranken bleiben
muß, und ein bloßes Mittel zur Lösung, eine bloße Brücke
für jenen zum Ubergang in ihn selbst ist, und daß die
Strömungen des Nervengeistes, welche vom Magnetiseur
ausgehen, nichts als Überflüsse, nicht der Übergang des
Nervengeistes mit der Seele sind, welche beide in ihm, der
künstlich hervorgerufenen partiellen Ausströmungen ungeachtet
, fest an den Körper gefesselt sind." —
Daß die Somnambulen die Gedanken der mit ihnen in
Rapport gesetzten Personen zu erkennen imstande sind, hat
Eschenmayer zu erklären versucht und zwar in einer Weise,
die meiner Uberzeugung nach sich mit der Wahrheit decken,
oder ihr doch sehr nahe kommen dürfte. Seine vollkommen
klare und bündige Erklärung lautet:
,J)a alle aus der Sinnenwelt aufgenommenen Eindrücke
bestimmte Modifikationen im Nervengeist bewirken, womit
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