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sPick: Zurück zu Kant
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In der Natur gibt es kein Sollen.. In meinem Bewußtsein
fühle ich aber: Du sollst! Folglich bin ich in eine
andere Welt geraten, in die Welt der Freiheit.
All unser Wissen von der Welt stammt aus der Erfahrung
. Aber erst seit Kant verstehen wir, wie die Erfahrung
anstände kommt Hume hielt noch alle Schlüsse
auf Grund der Erfahrung für Wirkungen der Gewohnheit
und nicht des Verstandes. Kant hat Humes Skeptizismus
überwunden und der menschlichen Vernunft ihre Grenzen
abgesteckte
Die Psychologie ohne Psyche und die Energetik sind
auf demselben Standpunkt angelangt und diese Ueber-
einstimmung der spekulativen Philosophie mit der induktiven
Wissenschaft bürgt wohl über jeden Zweifel erhaben
für die Richtigkeit der gewonnenen Weltanschauung.
Viel wichtiger aber als die Frage: was kann ich wissen?
ist die Frage: was soll ich tun? Auch dieses Problem
hat Kant so befriedigend gelöst, daß den Epigonen keine
Arbeit, übrig bleibt. Aber sein Gott ist nicht der Gott der
Dualisten und deine Welt ist nicht ihre Welt. Es befördert
das Verständnis seiner Philosophie, wenn mau JKant als
Monisten faßt.
Der konsequente Monismus muß aber in Solipsismus
münden. Das scheinbar Anmaßende dieser Weltanschauung
beseitigt das „tat twam asi*. Alle Lebewesen sind bloße
Traumgestalten im Lebenstraum des einen Ich, mag es
Materie, Geist oder Gott heißen. Das Dogma der Drei
einigkeit ist die Lösung des metaphysischen Problems. Der
Körper und der Geist und Gott sind eins. Der Körper
der Materialisten, der Geist der Idealisten und Gott der
Deisten drei Namen für das eine, einzig existierende We3en
der Monisten.
Der Weltprozeß ist die Bewußtwerdung Gottes und das
Erwachen seine Vollendung.
Die Kant-Lapiace'sche Theorie, der Darwinismus und
die Kritik der reinen Vernunft sind die drei zurückgelegten
Phasen in der Entwicklung der menschlichen Erkenntnis, die,
am Ding an sich angelangt, ins übersinnliche Gebiet gerät.
In der Menschheitsgeschichte ist der Träumer wiederholt
seines Traumes bewußt geworden.
Der erwachte Buddha erkannte im Schleier der Maja
seinen eigenen Traum. In Piaton wieder erwachend, schaute
er die Ideenwelt. Als Christus brachte er der Menschheit
die Erlösung, In Kant wiedererstanden, verkündete er die
Vernun f tr ^ügion.
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