Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
46. Jahrgang.1919
Seite: 469
(PDF, 171 MB)
Bibliographische Information
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Pick: Zurück zu Kant,

469

werden kann, und von dieser Prämisse hängt die Zukunft
aller Metaphysik ab.*)

Gibt es keine Erkenntnis, die nicht, gleich der menschliehen
, an die Ansebauungsforaien Zeit und Baum gebunden
ist, dann ist das Jahrtausende lange Ringen des Menschengeistes
mit den metaphysischen Problemen so vergebliches
Bemühen, daß es höchste Zeit wäre, mit aller Philosophie
aufzuräumen und sich mit dem vegetativen Behagen zufrieden
zu geben, statt Erkenntnisphantomen nachzujagen.

Gibt es aber ein Wesen, dem Kant's intelÜgible Welt
so verständlich ist, wie uns unsere Raumwelt, die intelli-
gible Welt der hypothetischen zweidimensionaler Wesen,
dann gibt es einen Gott und mein individuelles Bewußtsein
ist seine Bewußt werdung im Menschengehirn. Dann ist der
ganze Weltprozeß die Bewußtwerdung Gottes. Dann ist
der Identitätssatz Ich=Jch die Losung des metaphysischen
Problems.

Gibt es aber keine vierte Dimension, von der aus ein
uns überlegener Intellekt die Welt betrachtet und unsere
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft mit einem Blick
erschaut, wie wir die Fläche, einen ganzen Lebenslauf der
zweidimensionalen Wesen mit einem einzigen Blick erschauen
, dann ist das Bewußtsein im Menschengehirn nicht
Gottes Bewußtwerdung, sondern eine Gehirnfunktion, der
Gallensekretion vergleichbar, und der Materialismus die
Metaphysik der Zukunft.

Wo die Metaphysik beginnt, beim Problem des Bewußtseins
, setzt aber der Materiaiismus den Schlußpunkt,
alg ob er seine Arbeit bereits vollendet hätte. Als Entwicklungsstadium
hat der Materialismus seine Daseinsberechtigung
. Aber er versuche das uralte Problem der
Verknüpfung des Physischen mit dem Psychischen zu lösenl

Es gibt nur einen realen Vorgang: das Psychische.
Das Physische ist nur dessen Spiegelung. Wie das Spiegelbild
jede Bewegung des realen Körpers nachahmt, so
spiegelt sieh jeder übersinnliche Prozeß in der Sinnenwelt
ab. Es sind nicht zwei nebeneinanderlaufende Torgänge,
«leren Verknüpfung ein unlösbares Problem bliebe, sondern
ein einziges Geschehen, im Bewußtsein real erfaßt, durch die
Sinne als Spiegelung angeschaut.

Der Einwand, man dürfe einen Vergleich nicht zu Tode
hetzen, ist in diesem Falle nicht stichhaltig. Im Gegenteil,
die Analogie muß bis zur letzten Konsequenz zu Ende gedacht
werden, soll das Verhältnis zwischen Leib und Seele
vollkommen verständlich werden.

*) Ausgezeichnet! Scariftl.


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