Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
46. Jahrgang.1919
Seite: 476
(PDF, 171 MB)
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476 Psychische 8tudien. XLVL Jahrg. & Heit (Septembef 1919)

die Realisierung der beiden oben genannten Menschheitswerte,
intellektuelle Bildung und sittlich-religiöse Erziehung sein muß, die
von Staat und Kirche gemeinsam als einheitliche Aufgabe zu verwirklichen
sind. Wenn auch der Staat mehr die Pflege von Kunst
und Wissenschaft, die Kirche mehr die der Religion zu tibernehmen
hat, so dürfen diese Gebiete doch nicht völlig auseinanderfallen.
Jeder Geistliche, jeder Religion Lehrende muß zugleich Wissen
und zwar in moderner Form vermitteln, ebenso wie andererseits
der Staat in der Fürsorge für die Notleidenden d\e Grundgedanken
des Christentums zu verwirklichen und die schützende Hand über
der Kirche, ohne deren Hilfe er seine sittlichen Ziüc mcht zu
erreichen vermag, zu halten hat. Werden alle Staaten und Völker
der Erde von diesen höchsten Menschheitszielen geleitet, so hat
die Menschheit ihre Aufgabe erfüllt, ebenso wie der einzelne dann
ein im höchsten Sinn wertvolles Leben geführt hat, wenn es ihm
gelungen ist, die beiden Ideale einer hohen künstlerisch-intellektuellen
Bildung und der Durchdringung seines Lebens mir sittlichreligiösem
Gehalt zu verwirklichen,

*

Wenn der im Vorstehenden dargelegte Weg manchen, wenn
auch nicht schneller, so doch sicherer und gegen die Gefahr von
Ziellosigkeit und Zweifel geschützter zu diesem Ideal hinzuführen
vermag, als es unsere zerrissene moderne Bitdung und unsere
zwar zielbewußte, aber meist engherzige Kirche vermochten, so
wäre das Ziel, das sich die neue Anschauung stellt, vollauf erreicht
. Etwas anderes als der neuere Protestantismus seit Lessing,
Goethe und Kant erstrebt, will auch sie im Grunde nicht, nur faßt
sie die getrennten Elemente unseres geistigen Lebens enger zusammen
und sucht sie durch ein festes Band zusammenzuschließen.
Die Zweifler, die sich bisher der Religion gegenüber; ablehnend
verhalten hatten, werden nach Anerkennung des Okkultismus durch
die Wissenschaft den Weg zum religiösen Glauben leichter zurückfinden
, mit ihnen hoffentlich auch die der Religion so sehr entfremdeten
Massen und andererseits wird vielen Frommen, die bisher,
gewiß nicht gm? ohne berechtigten Grund,* die heutige Naturwissenschaft
teilweise abgelehnt hatten, der Weg zur modernen
Bildung, die in Zukunft ja selbst zur Mystik, also zum Gottes«
glauben, hinführen wird, geöffnet werden. In der Versöhnung
bisher unausgeglichener Gegensätze besteht vor allem der Fortschritt
, den uns die neue Weltanschauung m bringen vermag.

Möge sie dies Ziel, soweit es bei den Widerständen des
Lebens überhaupt möglich ist, in nicht allzu ferner Zukunft wenigstens
einigermaßen erreichen!


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