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492 Psychische Studien. XL VI. Jahrg. 9. Heft. (September 1919.)
daß es eine Telepathie d. i. unbewußtes Erfühlen
fremder, gegenwärtiger und abgelaufener geistig-
seelischer Vorgänge gibt. Diese Fähigkeit besitzt in
geringerem oder stärkerem Grade jeder Mensch, nur gelangen
die telepathischen Eindrücke normaler Weise nicht
ins Bewußtsein. Es muß angenommen werden, daß die Telepathie
die Grundlage bildet sowohl für viele Erscheinungen
im Okkultismus als auch für einen großen Teil psychischer
Erkrankungen, die nicht auf einer organischen Veränderung
der Nervenzellen beruhen. Letztere Ätiologie habe ich bereits
in der im März 1917 erschienenen Abhandlung „Studien
7<um Thema Lebensrätsel4' ITI p. 21 betont und in meiner
Schrift „Das scheinbare Geheimnis geistiger und seelischer
Pernwirkungen1' (Septbr. 1918) p. 63, II genauer ausgeführt.
Ich kann mich daher den Darlegungen des Herrn Armin
D6r in Heft 8 der Psych. Stud. 1919 auf Grund mehrjähriger
Beobachtungen anschließen. Dr. Jos. Böhm.
d) Mitteilung der Nürnberger GWO über Tischklopfen-
— Wer die Psychischen Erscheinungen beim Tischklopfen
exakt erforschen will, stenographiere zunächst die Aeußer-
ungen genau mit. Sodann lasse er von einem wissenschaftlich
vorgebildeten Sachverständigen die beteiligten Personen
einer Psychoanalyse nach Freud-Stekel unterstellen und ihre
Träumenach der Methode Freud-Silberer zerlegen und deuten.
Hierdurch wird mit Berücksichtigung der Telepathie das
Eätsel über die Persönlichkeit des „ Klopfgeistes* restlos gelöst
. — Das Studium des soeben erschienenen Buches „Der
Traum* des bekannten Wiener Psychoanalytikers H. Silberer
(s. Bücherbesprechung!) möchte ich jedem ernsten Forscher
auf dem Gebiete des Okkultismus wie auch den Psychiatern
zur Beurteilung gewisser an das Erwachen sich anschließender
und periodisch sich wiederholender abnormer Denkvorgäuge
wärmstens empfehlen. Dr. J. Böhm.
e) Zur Frage des „Lebens in Fortsetzungen" (siehe
Augustheft S. 422) erhielten wir mit Bezugnahme auf unsere
Schlußbemerkung, daß sich wohl schwerlich Menschen zu
diesen hochinteressanten, aber doch sehr gewagten Käite-
experimenten bereit finden dürften, zunächst eine Zuschrift
eines Herrn Hans Rohbach, Oberursel, Taunus, Au-
straße 22, der um die Adresse des Physiologen Bachme-
tieff bat, um seine eigene Person im Interesse der Wissenschaft
hochherzig zur Verfügung zu stellen. Da wir damit
nicht dienen konnten, wandten wir uns an den Vorstand
des hiesigen „Physiolog. Instituts*, Prof. Dr. Trendelenburg
, der die große Güte hatte, uns nachfolgende
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