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500 Psychische Studien. XLVI. Jahrg. 10.-ll.Heft. (Okt-Nov. 1919.)
schnell, wie eine 6 cm Trommel, wenn sie pro Minute halbsoviel
Umdrehungen macht.
Während die Hand vom 6 cm Zylinder etwa 40—45% umfaßt,
umfaßt sie bei gleichem Abstände vom 12 cm Zylinder nur etwa 22°/0.
Die Drehungsaxe braucht nicht unbedingt die vertikale zu
sein, es gelingt leicht einen an beiden Seiten geschlossenen Papierzylinder
um eine horizontal gelegte Axe in Rotation zu versetzen,
wenn man ihn recht reibungsfrei lagert. Ein Zylinder von dünnem
Silberpapier von 12 cm Länge und 6 cm Durchmesser wurde an
beiden Enden mit Papierscheiben von gleichem Durchmesser geschlossen
, welche im Innern im Mittelpunkte kleine Korkstticke
aufgeleimt trugen, in welche die als Drehaxen fungierenden feinen
Nähnadeln eingesteckt waren. Diese Axen liefen auf je zwei Stück
scharfen Messerschneiden aus Stahlblech, die gekreuzt in Korke
eingelassen waren. Nachdem die ersten Schwierigkeiten betreffend
Axenausrichtung behoben waren, lief die Vorrichtung ganz gut
unter dem Einfluße der dagegen gehaltenen Hand, und zwar war
die Drehungsrichtung von der Handwurzel nach den Fingerspitzen
gerichtet. Auch ein nach ähnlichem Verfahren wie der 18 strahlige
Stern gebautes horizontales Zylinderchen lief recht gut. Ebenso
ein größerer Zylinder von 12 cm Durchmesser und 12 cm Länge.
Ich kann aber nicht raten, Drehapparate mit horizontalen Axen zu
versuchen, die Herstellungsbedingungen sind zu schwierige und
mancher wird nicht seine Geduld bis zum Ende des Experimentes
anspannen können.
Man kann zur Herstellung der vertikalen Drehzylinder statt
der glatten gefärbten Papiere sich auch des gewöhnlichen Schreib-
papieres bedienen, sogar des ganz starken Kartonpapieres. Bei
mir liefen Zylinder aus starkem Zeichenpapier ganz vorzüglich.
Auch kann man statt der beschriebenen Aufhängungsmethode, den
Strohhalm, den Zylinder oben durch einen festgeklebten Deckel
aus demselben Karton schließen und in dessen Mitte die Nadel
durchstecken und diese auf den Drahtstift stellen. Diese Apparate
laufen sehr gut. Ich ziehe die andere Form des Apparates deshalb
stets vor, weil sie das Aufsetzen des Apparates auf den Stift des
Stativs erleichtert, das bei den oben geschlossenen Apparaten nur
nach einigem Tasten gelingt.
Es ist nicht nötig, Papier zu nehmen, man kann sogar eine
leere leichte Konservenbüchse verwenden, in deren Boden man
die Nadel einsetzt und darin festlötet. Diese Büchsen laufen ganz
prächtig. Besser laufen noch die kleinen bekannten Tortenformen,
die man in der Küche braucht und die aus einem rundgeschnittenen
Bleche bestehen, welches mit der Zange sternförmig gefalten ist.
Man findet solche von ca. 7—8 cm unterem und etwa 10—12 cm
oberem Durchmesser, bei 6 cm Höhe, die aus ganz leichtem Weißblech
hergestellt sind. - Es gehört einiges Geschick dazu, sie
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