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m Psychische Studien. XLVL Jahrg. 10.-.11. Heft. (Okt.-Nov. 1919.)
Alle psychischen Erregungen der Versuchsperson, soweit sie
auf deren Pulsschlag von Einfluß sind, sind an den Zuckungen
dieses kleinen Indikators zu erkennen. Schwierigkeiten gab mir
die Beschaffung einer passenden Membrane. Kautschuk war zu
unempfindlich, Pergament zu steif, ebenso geöltes Schreibpapier,
ein Collodiumhäutchen zu zerbrechlich ~~ es zerriß zu häufig, um
damit arbeiten zu können. Es war in der bekannten Weise dargestellt
durch Aufgießen von 3% Collodium auf eine ganz ruhige
Wasserfläche und Auffangen der gebildeten Haut mittelst eines
Drahtringes. Die Übertragung auf die Gaskammer geschah durch
Einpinseln des Randes derselben mit Collodium und Andrücken der
Membrane. Diese wurde sofort vom Ringe gelöst, durch Umfassen
mit einem Messer; die überhängenden Fetzen der Membrane schaden
nichts, sie trocknen an der Gaskammer fest an. Diese Membran
ist die sensibelste, die ich finden konnte. Endlich gelang es ein
resistentes, aber sehr brauchbares Material in dem besten dünnen
s. g. japanischen Kopierpapier zu finden, welches ich in feuchtem
Zustande über die Gaskammer spannte und nach dem langsamen
Eintrocknen mit verdünntem Collodium mittelst eines Zerstäubers
imprägnierte.
Es liegt nahe, die Drehung der Rotationsapparate auf diese
Luftstöße zurückzuführen, die von unserer Herz- oder Magengrube
aus dem Herzschlage ausgehen. — Anscheinend sind sie aber nicht
die alleinige Ursache der Bewegung der Drehapparate. Dies scheint
die Tatsache zu ergeben, daß der Lauf der letzteren geschwächt
wird oder sogar ausbleibt, wenn eine ungeeignete Ableitung der
„Effluvien", wie wir sie nannten, ohne uns selbstverständlich damit
auf eine bestimmte Annahme festzulegen, besteht. Denn wie könnte
bei den erstbeschriebenen Versuchen die Wirkung oft ausbleiben,
obschon der Pulsschlag der Hand, den man ja entsprechend zur
Erklärung heranziehen mußte, immer im gleichen Takte weiter
hämmert? - Das Agens mag uns noch lange unbekannt bleiben,
wir können trotzdem die Wirkungen studieren und versuchen, seine
Gesetze zu ergründen. — Genau ebenso wie bei den Hauptkräften
der Physik beispielsweise: Wir wissen bis heute weder, was Licht
noch was Elektrizität sei - kennen aber alle ihre Gesetze und
ziehen den großartigsten Nutzen aus dieser Kenntnis.
Es mögen noch einige Andeutungen folgen, die vielleicht geeignet
erscheinen, zu weiterem Verständnisse der in Frage stehenden
Erscheinungen zu dienen.
Ich überlegte: sind die Hände als solche zur Übertragung der
„Effluvien« nötig?
Die Antwort suchte ich dadurch zu bekommen, daß ich einen
mit Silberpapier beklebten Kartonstreifen von 60X10 cm Größe
unter die Achsel nahm, während ich die Hände senkrecht nach
unten am Körper herabhängen ließ und die kleine Drehtrommel
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