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Iiiig: Eine Vision
S2S
dings wiederholte, stimmte in allen Einzelheiten vollkommen
mit seiner früheren Darstellung überein. Ich habe diese
Probe absichtlieh mit ihm gemacht, um zu sehen, ob er die
Neigung zu phantasiemäßiger Ausschmückung hat, oder ob
er sich auch nach Jahren noch an die früher mitgeteilten
Tatsachen zu halten weiß und damit bekundet, daß er auf
Grund eines tatsächlichen Erlebnisses berichtet und nicht
auf Grund eines Spiels seiner Einbildungskraft. Sein Erleb-
nis war folgendes? Er fuhr vormittafs %11 Uhr einen
Wagen Dung auf eine zwischen Bartenbach und Göppingen
gelegene Wiese, die kaum 5 Minuten von den letzten Bartenbacher
Häusern entfernt war. Rechts von der Straße bog
er mit seinem Wagen in die Wiese ein und fuhr in der
Richtung gegen die alte Rechberghauser Straße hin. Auf
der elterlichen Wie^e angekommen, hielt er mit dem Fuhrwerk
an und begab sich hinter den Wagen, um einen Teil
des Dunges abzuladen. Als er einen Haufen abgeladen
hatte, wollte er einige Schritte vorwärts fahren und rief den
Ochsen das bekannte „Hü!tf zu. Da sie nicht anzogen,
wiederholte er den Ruf noch ein paarmal. Als jeder Zuruf
an die sonst folgsamen Tiere vergeblich war, begab er
sieh nach voiuen, um zu sehen, was los sei. Zu seiner Verwunderung
sah er, wie beide Ochsen den Kopf stellten und
nach einer gewissen Richtung sahen. Als er selber nach
der gleichen Richtung sah, bemerkte er in einer Entfernung
von etwa 10 Metern drei weiblic e Gestalten in etwa 30 cm
über dem Boden sehweben. Die Farbe der Gestalten war •
grau, doch sah sich das Grau nicht wie ein Nebelgebilde
an, sondern wie fester Stoff. Die Füße waren nicht sichtbar
, sie waren durch das wallende Gewand verhüllt, das
über die Füße herabreichte und den Eindruck machte, als
ob es unter ihnen zuiückgeweht wäre. Die Gewänder hatten
einen altertümlichen Zuschnitt. Sie waren am Hals eng
abgeschlossen, hatten Ärmel, an denen sich oben Wülste
oder Puffer befanden, während sie sich geilen unten hin
stark erweiterten. Die Brüste waren nicht flach wie man
sich geschlechtlose Engelstiguren vorzustellen p'legt, sondern
zeigten deutlich weibliche Entwicklung. Das Gewand wallte
nicht lose herunter nach der Art der griechischen Gewänder,
sondern war um die Hüfte herum zusammengezogen. Die
Gesichter waren bleich aber sehr schön und machten einen
ernsten, ia fast bekümmerten Eindruck. Die Haare waren
wellig zurückgekämmt, hinten frei hängend, in der Farbe
aber auch grau, wie denn überhaupt die ganzen Gestalten
mit Ausnahme des Gesichts grau in grau gebildet waren.
Die eine der drei Gestalten war sehr groß, die andern etwas
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