http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1919/0529
Planck: Elisabeth d'Esp&rance als Medium
525
richten immerhin dazu ausgereicht, ein für mich unumstößlich
sicher gewordenes Ergebnis über die Wahrheit der
berichteten Phänomene zu liefern. Durchaus nicht klar bin
ich dagegen über die Folgerungen, welche man aus denselben
zu ziehen hat! Ich zweifle zwar nicht daran, daß
in den Sitzungen der Frau d?Esp6rance in Newcastle, Gothenburg
, Christiania, Helsingfors, Berlin und andern Orten Gestalten
gekommen und gegangen sind, welche von Teilnehmern
bei diesen Sitzungen als verstorbene Anverwandte
erkannt worden sind. Hinsichtlich des Unsterblichkeitsproblems
bin ich aber darnach so klug wie früher
und nach wie vor zweifelhaft, wie ich mir über Begriffe
wie Seele, Geist durchaus nicht klar bin. Für mich könnte
es nun zwar genügen, daß durch die spiritistischen Phänomene
der „ Geist * als ein unzerstörbares Prinzip erwiesen
wurde. Daran könnte ich mich vorläufig halten — und
alles übrige, wie vor allem die Frage einer ewigen Dauer
unserer Individualität, zunächst offen lassen: in der Hoffnung
, daß mir in einer höheren Sphäre darüber vielleicht
größere Klarheit würde. Die „ewigen Rätsel* muß ich un*
berührt lassen. Durch meine Beschäftigung mit den Berichten
über Elisabeth d'Esp£rance glaube ich also zunächst
nur zu wissen, daß Personen zwanzig Jahre nach ihrem
Tode in diesen Sitzungen ihren noch im Diesseits weilenden
Angehörigen sich zu erkennen gaben. Die Lebensstrecke,
die uns nach dem Abscheiden aus dieser Welt erwartet
(vielleicht in einer anderen, übersinnlichen Sphäre?) mag
aber wohl länger sein! Sagt doch z. B. Professor Friese
in „Stimmen aus dem Reich der Geister* (Oswald Mutzes
Verlag), daß ihm ein griechischer Soldat auf Altgriechisch
das Vaterunser hergesagt habe in einer Sitzung mit diesem
Medium und daß sich die englische Wahrsagerin oder
Kartenlegerin Shipton (1488 geboren) noch in den Sitzungen
des Mediums gezeigt habe! Ich kann es nicht widerlegen. —
Dann sind dort Kinder gekommen, z. B. der kleine Gustav,
der sich auf den Schoß der Mutter setzte, dann, wie Herr
Raha sagt, u. a. in Berlin „ein wahrer Riese von Gestalt,
der vollentwickelt aus dem Kabinett trat, sein Gewand wie
eine Toga majestätisch um sich schwenkte11 und diesem
Zeugen „mit eisernem Drucke die Hand preßte*. Das
Medium ist eine eher zartgebaute Frau! Dann die Schwester
des Herrn Lund in Christiania, wohl einen halben Kopf
größer als das Medium, das in seiner bereits angeführten
Selbstbiographie über diese Gestalt sagt: „Sie rauschte an
mir vorbei, als ob ich ein Nichts wäre.* Also Gestalten
von der verschiedensten Größe!
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1919/0529