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Kortsen: Umfrage.
557
Umfrage.
I. Name, Adresse und Beruf des Autwortenden. -
IL Kennen Sie Erwachsene oder Kinder, bei denen anormale
psychische oder nervöse Erscheinungen aufgetreten sind
infolge seelischer Erschütterungen in der Jugend? Wenn ja:
a. Geschlecht des Kranken, b. soziale Stellung und Bildung.
III. Welcher Natur war diese Erschütterung (womöglich Erzählung
des Vorganges)? Plötzliche Einwirkung: Ver-
letsunf des Selbstgefühls; Gewissensbisse über einen begangnen
Fehler; sexuelle Erlebnisse usw.? Chronische
Einwirkung: Ungünstige Einflüsse der Umgebung, z. B. zu
strenge Eitern; einziges Kind; uneheliches Kind; Zugehörigkeit
zu einer in der Umgebung verachteten Klasse oder
Easse? (Man bittet namentlich um Berücksichtigung sexueller
Erlebnisse.) — IV. a. Hat das Ereignis oder die Erinnerung
daran (der „Komplex") andauernd gewirkt oder
nur zur Zeit des Erlebnisses? b. Blieb es mehr oder weniger
unbeachtet, bis eine oder mehrere zufällige Ursachen
es wirksam machten? Wenn ja: Welches sind diese zufälligen
Ursachen (körperliche oder geistige Uberanstrengung
; neue seelische Erschütterung; ungünstige soziale Verhältnisse
usw.)? c. Wie würden Sie die Wirkung der Erschütterung
auffassen? Wie die späteren Symptome daraus
ableiten? — V« a. Alter des Patienten zur Zeit des Ereignisses
? b. zur Zeit der Beobachtung und der Beantwortung?
VI. War die affektive Reaktion auf das Ereignis im Moment
des Erlebens a. dem Ereignis entsprechend (nach objektivem
Urteil)? b. oder inadäquat, namentlich zu stark?
VII. Ist der Gefühlston, der die Vorstellung des Ereignisses
begleitet (des Komplexes), jetzt a. adäquat? b. inadäquat?
c. Ist die Affektivität, das Gemütsleben des Beobachteten,
soweit es nicht mit dem Komplex in Zusammenhang steht,
normal? Oder ist es auch sonst emotiv oder apathisch oder
sonstwie auffallend? Wie wollen Sie überhaupt die Affektivität
der Person charakterisieren? VIII. a. Ist der Komplex
und seine Wirkung dem Beobachtenden vollständig
bewußt? b. Ist es „ins Unbewußte verdrängt*, d. h. ganz
oder teilweise oder in seinem Zusammenhang mit den Krankheitserscheinungen
unbewußt? IX. a> Sind beständige Wirkungen
des Komplexes zu erkennen? b. oder scheint er nur
zeitweise die Psyche zu beeinflussen? Wenn ja: unter welchen
Umständen ^schlechter Ernährungszustand, Ermüdung,
Jahreszeit, Aufregungen, Ereignisse, die die Erinnerung an
die ursprüngliche Erschütterung hervorrufen? X. Schwankt
der Gefühlston des Komplexes in seiner Stärke? Wenn ja,
unter welchen Einflüssen? XI. Hat der Komplex zu einem
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