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$64 Psychische Studien. XLVL Jahrg. 10.-11. Heft, (Okt-Not. 1919.)
vorstehen, wo sie geträumt wurden, d. Ii. der norddeutschen
Tiefebene? (Traumorte: Hannover und Elbgegend). Man
muß auch berücksichtigen, daß Traum 1 kurz vor dem
Umsturz geträumt wurde und vielleicht darauf zielt.
Sammeln und sichten wir zunächst weiter! Wer schickt
weiteres Material?
Hannover (Sallstr, 88), 26. VTII. 19. Dr. Lomer.
c) Ein verwirklichter Traum. EinFreand unsres Blattes
teilt uns mit: In der Nacht zum Montag hatte ein Bierführer
der Löwenbrauerei einen gar schrecklichen Traum: es träumte
ihm, daß er mit einem vollbeladenen Bierwagen umgeworfen
habe und das Bier in Strömen davongeflossen sei. Beim Umsturz
des Wagens geriet er unter diesen und der Gerstenersatzsaft
lief ihm in Ohren, Mund und Nase. Durch die
„schwere Last des Wagens* wurde ihm der Atem geraubt
und er wachte, in Schweiß gebadet, auf und war herzlich
froh, daß es nur ein böser Traum gewesen, der ihn genarrt.
Aber der Traum war sozusagen eine prophetische Ankündigung
, die sich schon wenige Stunden später erfüllte. Nach
8 Uhr morgens spannte der Mann seine zwei belgischen,
gutgenährten Fuchsen vor einen Flaschenbierwagen und bog
in die Briennerstraße ein. Kaum 100 m von der Brauerei,
zwischen Stiglmaierplatz und Augustenstraße brach das rechte
Vorderrad zusammen und der Wagen stürzte um, alles, was
auf und in ihm war, unter sich begrabend. Der Bierführer
kam glücklicherweise nicht unter den Wagen zu liegen, sondern
ward recht unsanft auf den Bürgersteig geschleudert.
Nahezu 2000 Halbliterflaschen gingen in Scherben, das Dünnbier
floß in den Kanal. Zufällig heil gebliebene Flaschen
fanden alsbald Liebhaber. Kaum floß das Bier den Rinnstein
entlang, da schlug auch schon der Münchner Lokalwitz
seine Blüten: »Vor fünf Jahr, wenn dös passiert war,
nacha wars a schrecklichs Unglück gwen, heut is' a Glück,*
witzelte der eine, „Gott sei Dank, daß dö Flaschl net leer
gwen san,* ein andrer, oder: „Der Wag'n hat a Erbarmnis
gehabt mit dö Leut, für dö dös Starkbier bestimmt gwen is
und jetzt d^Rattn im Kanal drunt verjagt* ein dritter. („Bayer.
Kurier" u. „Münch. Fremden blatt", Nr. 248 v. 4. Sept. 19.)
d) Ein merkwürdiges Vorzeichen von Deutschlands
nahe bevorstehendem Zusammenbruch berichtet uns Herr
Dr. Karl Fr^gonneau (Oberursel am Taunus, Hauffstr. 2)
aus einem von Dr. Rudolf Frank gezeichneten Feuilleton,
der „Frankfurter Zeitung* (Nr. 585, Abendblatt vom 9. Aug.)
-Bilder aus Bingen*. Es heißt dort: „Der Himmel voll
liegen und trüb, ,wie ein graugrundiertes Tuch gespannet,
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