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Vogl: Okkultes vom Thüringer Walde. 609
geredet wird. Am Morgen wird der Traum erzählt (Zeu-
fen sind vorhauden). Im März (entsprechend der dritten
facht) brennen tatsächlich die beiden Häuser ab, es gibt
(selbstredend einen hellen Feueisehein, und die nämliche
Frau wie im Traum begegnet der Träumerin auf der Straße
und redet diese an. Unsre Träumerin gehört zu den Frauen,
deren Träume, wie behauptet wird, regelmäßig in Erfüllung
gehen sollen.
Ein 50 jähriger Mann sieht, eines Abends vom Nachbarort
heimgehend, eiu^ alten Mann (70 Jahre) dessen in der Nähe
befindliche Wiese bewässern, d. h. die Rinnsale öffnen, die
allenthalben die Wiesen hier durchziehen. Er ist verwundert,
denu er weiß, daß jener schwer krank zu Bett liegt. Er denkt:
»Da nieint man immer, der Alte sei todkrank, und indessen
ist er auf seiner Wiese.* Zu Hause angekommen, erfährt
er, daß der Alte soeben gestorben ist.
Ein junger, sehr aufgeklärter Schneidemühlenbesitzer
ist passionierter Taubenzüchter, und zwar iniere?siert er sich
namentlich für Brieftauben. Eine dieser Tauben war ihm
ganz besonders lieb und auch das Tier war ihm ungewöhnlich
anhänglich. Dreißigmal etwa hatte er die Taube verkauft
und immer war sie zurückgekommen zu ihrem alten
Herrn. Endlich, sie war bereits 12 Jahre alt, verkaufte er
sie im Orte selbst einem Nachbar. Dieser schloß die Taube
ein, um sie zu Brutzwecken zu benutzen. Geraume Zeit
vei strich, da steht einmal unser Gewährsmann mit mehreren
Freunden auf seinem Hof und macht eben die Bemerkung, er
habe jene Taube doch nicht hergeben sollen. Da sieht er aber
auch schon seine Taube geflogen kommen, in gewohnter Weise
über ihm kreisen und dann in den altbekannten Taubenschlag
fliegen. Alle sehen es und freuen sich. Ein langjähriger
leidenschaftlicher Taubenzüchter kennt jede seiner
Tauben unfehlbar aus tausenden heraus, ein Irrtum ist also
so gut wie ausgeschlossen. Jeder der Anwesenden ist nach
so vielfacher Erfahrung überzeugt, daß die wiedergekommene
Taube von selbst nicht wieder den heimischen Sehlag verläßt
. Aber siehe da, in kurzer Zeit fliegt die Taube wieder
hinaus, nach dem Hause ihres gegenwärtigen Besitzers zur
wo feie in unerklärlicher Wei^e vor dem geschlossenen
Fenster versehwindet. Das Nachbarin»us ist so nahe, daß
man den Vorgang beobachten kann. Nach etwa £ Wochen
trifft unser Freund den Nachbar und ei fährt von ihm nicht
nur, daß jene Taube stets eingeschlossen war, sondern auch,
daß er ihr die Flügel so beschnitten habe, daß sie unmöglich
habe fliegen können, und schließlieh teilt er ihm mit,
daß er vor etlichen Wochen die nicht mehr junge Taub»
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