Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
46. Jahrgang.1919
Seite: 626
(PDF, 171 MB)
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626 Psychische Studien. XLVI. Jahrg. 12, Heft. (Dezember 1919.)

,Für dieEntblehung von Gesicht^halluzinationen ist die Hauptsache
eine zentrale!) ispositiou, sei es eine Erregung der Sinnes-
«entren, seien es noeli andere weniger bekannte Faktoren.

Ausgelöst kann (oder muß vielleicht so^ar) die Gesichts-
halluziuation werden durch periphere Einflüsse, sei es durch
BlutüberCiillung dcaAu^e**. durch Geinßspasnien, durch mechanische
Einflüsse, oder durch Stoffwcchselprozes^e in der Ite-
tina (EigenlicLt der Iletina, Ermüdungserscheinungen, usw.)."

Sehr interessant war mir in dieser Umsieht das Bild
eines expressionistischen Maleis, das ich voi einiger Zeit
sah und das den Namen „Pole* trug. Es bestand in der
Hauptsache aus bunten Kreisen und Ellipsen, zwischen denen
sich verstreut Augen befanden. Die bunten Kreide ließen
Bich als vergrößerte, nach außen projizierte Blutkörperchen
eines Blutgefäßes des Auges oder der Netzhaut deuten.

Welche Geisteskrankheit liegt nun solchen Gesichtshalluzinationen
zugrunde ? - - Es handelt sich hier um zwei
Krankheitsformen. Einmal die reine Katatonie, die sehr
selten vorkommt, und dann um die katatonische Form der
Dementia praecox (Jngendirrescin). Man darf nun nicht
annehmen, daß es sich bei den Expressionisten schon um
jeine ausgesprochene Geisteskrankheit handelt, sondern nur
um eine krankhafte Veranlagung, bei der zunächst; nur ein
bestimmtes Symptom der ausgesprochenen Krankheitsfoqpx
(hier die Gesichtshalluzination) in Erscheinung tritt Die
Krankheit kann auf diesem Stadium stehenbleiben, sie kann
aber auch später als ausgesprochene Geisteskrankheit zum
Ausbruch kommen. Bekanntlich ist ja auch Vincent van Gogh,
der Begründer der expressionistischen Kunstrichtung, in einer
Irrenanstalt gestorben.

Um welches Symptom handelt es sich nun bei den expressionistischen
Dichtern? — Expressionistische Gedichte
mit ihren oft zeilenlangen Wortwiederholungen, Gedankenstrichen
, Pleonasmen und sinnlosen Wortverbindungen,
während der Phrasenkreis meist ein ganz beschränkter ist,
sind ja allgemein bekannt Mit dieser Charakterisierung
der Gedichte habe ich aber schon wieder eia Hauptsymptom
der beiden obengenannten Geisteskrankheiten beschrieben^
die sogenannte „Perseveration*. Auch derartige Geisteskranke
sprechen ein aus der Unterhaltung oder sonstwie
in ihren Gedankenkreis eintretendes Wort immer wieder
and wieder nach, ihre Reden strotzen meist von Pleonasmen,
sinnlosen Wortverbindungen und verwirrten Vorstellungen.

Es treten also bei den Expressionisten zwei ilauptsynip-
tome der Katatonie in Erscheinung, bei den Malern die,, Ge~
sichtshalluzinatlonen*, bei den Dichtern die 9Perseveration*.


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