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€28 Psychische Studien. XLVL Jahrg. 1?. Heft. (Dezember] 1919.)
die ansteckt und weiteste Kreise eines Volkes befallen und
vergiften kann; sie ist es, die gleich einer hypnotischen
Suggestion die Massen in ihren Bann zieht und hysterisches
Verzücken bei ihnen hervorruft. Und was für namenloses
Unglück und Elend derartige krankhafte Geistesprodukte
in einem Volk hervorrufen können, zeigt uns nicht nur die
Gegenwart, sondern auch die Geschichte der Vergangenheit
zu den Zeiten, wo schon einmal Wahnideen eine Kolle im
Völkerleben gespielt haben. Ich erinnere an die Christenverfolgung
, den Flagellantenwahn, die Kinderkreuzzüge, die
Periode der Hexenprozesse und des Hexenwahns, und von
den harmloseren die Tulpenmanie in Holland, die Dreyfuß-
Affäre und andere mehr. Und nirgends ist für die Verbreitung
derartiger Wahnideen ein günstigerer Boden zu
finden, als bei einem Volk, das durch einen verlorenen Krieg
nicht nur wirtschaftlich, sondern auch seelisch zusammengebrochen
ist.
Kämpfen wir für die Erhaltung dessen, was am deutschen
Geist noch gesund geblieben ist, wehren wir uns gegen eine
weitere Vergiftung unserer deutschen Volksseele, und machen
wir es uns zur höchsten Aufgabe, derartige Wahngebilde
von unserer Jugend als der Zukunft unseres Volkes fernzuhalten
.____
Mediumistische Telepathie.
Von Ingenieur A. 11. in L.
Können wir uns mit entfernten Bewohnern unseres
Planeten an anderen Orten und Ländern unterhalten, Gedanken
austauschen und sie uns geistig näher bringen, wenn
auch räumliche Trennung besteht, ohne Benutzung mechanischer
Hilfsmittel? Wenn ich diese Frage hier auf werfe,
so werden meine freundliehen Leber geneigt sein, diese
Möglichkeit stark in Zweifel zu ziehen und als undurchführbar
bezeichnen wollen. Bevor ich mich näher zu meiner
Behauptung äußere, möchte ich diese Frage mit einem unbedingten
„Ja* beantworten. Ich bin mir aber hierbei vollkommen
bewußt, daß ich die Kritik der „sachlich nicht getrübten0
Urteilsfähigkeit der Nichtokkultisten hervorrufen
werde und somit wäre die erste Voraussetzung erfüllt, die
sich an meine Frage anknüpft, anzuregen und insbesondere
Freunden metaphysischer Wissenschaften den Weg zu zeigen,
dieses Ziel, das uns über Baum und Zeit hinwegsetzt, zu
erreichen. Hiermit wäre zugleich die zweite Voraussetzung
erfüllt. Die dritte Voraussetzung, diesen Weg zu beschreiten,
soll der geneigte Leser an Hand meiner' Betrachtungen
kennen lernen. Es liegt hierin eine Fülle des Köstlichen
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