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Literaturbericht.
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einer Biographie des verstorbenen Verfassers seinen Siegeslauf durch
die VV eit mit durch das jetzige V\ eltelend verstärkter Vollkraft in
der längst ersehnten würdig ausgestatteten 5. Auflage von neuem
antritt. Der durch zahlreiche sozial - hygienische und belletristische
Bücher gegen Trinkzwang und Trinksitten', Reinhaltung der deutschen
Gewässer, Mahnrufe an alle Vaterlandsfreunde zu Heimstätten für
unsere Helden, Dichtungen („Buchende Liebe11, „Lieder der Arbeit*,
„Vorwärts mit Gott* und das hoch ü^er dem Durchschnitt moderner
Dramen stehende Schauspiel „Der Tempel der Schönheit*) bekannte
Sanitätsrat Dr. G. Bonne (Kl. Flottbeck b. Hamburg) breitet hier
die Sehnsucht und die Hoffnungen eines warm für Menschenwohl
schlagenden Herzens und die auf seinen Weltfahrten zur
Gründung von Guttemplerlogen mit Bettlern und Protzen gemachten
Erfahrungen des praktischen Arztes so packend vor uns aus, daß
Dr. Holitscher in der „Internat. Monatsschrift zur Erforschung des
Alkoholismus* mit Recht schreibt: „Ich habe diese Blätter mit dem
Gefühl aus der Hand gelegt, neben diesem Prachtmenschen ein
schwacher, armer, unwürdiger Irrender zu sein, aber auch mit dem
sicheren Empfinden, daß mich dieses Buch besser gemacht hat wie
noch kaum je eins zuvor. Das i»st Christentum, das ist Liebe, das ist
Wahrheit!* Männer und Frauen, die in der furchtbaren Not der
Gegenwart Trost nnd neuen Lebensmut suchen, sollten dieses herrliche
Buch unbedingt lesen, vrn ihren Glauben an eine allerhöchste,
für uns Menschen freilich nl^ht in kirchliche Dogmen faßbare
Macht einer göttlichen Vorsehung und an die Unsterblichkeit des
veredelten Metischengeistes wirksam zu stärken. Zur Probe geben
wir sein prächtiges Glaubensbekenntnis, das er unter dem Dröhnen
des Sturmes und der Wogen in der Biskaya in seiner Schiffskoje
niederschreibt, wo er dem unfaßbaren Allmächtigen dafür dankt,
daß er ibn ahnt, fühlt, wie ein Kind die Nähe der Mutter im dunkeln
Zimmer fühlt: „Beim Schein meiner Lampe las ich in Fecbner's
Büchlein „Vom Leben nach dem Tode". Mir sagte es nichts Neues,
nur Altvertrautes: es gibt überhaupt keinen Tod, Mag, der
1 eib sich auflösen in seine Atome und tausendfach neue Gestalt
annehmen — das, was von uns geistiger Natur war, kann ebensowenig
vergehen, wie irgend eine Kräfteäußerung der Materie. Geht
doch nach Robert Mayer's unumstößlichem Gesetze weder von der
Materie selbst, noch irgend etwas von einer ihrer Kraftäußerungen
J'emals zugrunde. Und ist nicht unsere Seele, die Zeit unseres
jebens an unseren sterblichen Körper gebunden war, unser Geist
in letzter Linie auch eine solche Kraftäußerung unseres sterblichen
Leibes? Und diese feinste Aeußerung unserer Materie, die einst
im Leben uns gehörte, sollte vergehen können? Unmöglich! Was
wir auch tun und sagen, denken und empfinden, es muß seine
Wirkung haben in alle Ewigkeit. — Ja, ja, so ist's. — in unsere
Hand hat Gott es gelegt, daß unsere Seele, unser Leben, das unvergänglich
ist, kleine oaer große Wellenringe zieht, gute oder
schlechte. O Gott im Himmel, gib, daß nur Gutes aus meiner Seele
hinausßießt in die Welt!* Bonne's Bücher gehören sicher wie
Aksakow's nun neu aufgelegtes Evangelium der spiritualistischen
Weltanschauung zu den wertvollsten Erzeugnissen! der Literatur alier
Völker. Dr. —r.
He Musik im Kunstwerk Riehard Wagners. Ein Beitrag von Max
Seüing. Hans Sachs-Verlag, München, Schellingstraße 46. Preis
eleg. brosch. M. 4.50, geb. M. 6.—.
Bichard Wagner, dieser vielseitige Kulturträger, ist trotz aller
großen äußeren Erfolge immer noch nicht genügend gewürdigt Daß
selbst der Musiker in neuem, das volle Verständnis der Dramen erst
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