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Peter: Der Spuk in Trianon.
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in früheren Jahren besaß, und die Streitfrage zwischen den verschiedenen
Richtungen ist nur noch die, ob der Befrekmgsakt bloß
bis zur Linie der Gleichberechtigung, d h. bis zum psycho-physi-
schen Parallelismus gehen soll oder auch noch darüber hinaus bis
zur absoluten Herrschaft des Geistigen über das Materielle und der
Anerkennung seiner individuellen Fortdauer auch nach dem Zerfall
des Materiellen in dem Vorgang, den man Tod nennt? Meine
eigene Meinung ist den Lesern der Sonntagsbetrachtungen bekannt.
Sie stimmt auf Grund von mancherlei Erfahrungen mit Lodge und
Driesch überein, und es wäre nur zu wünschen, daß immer mehr
beglaubigte Tatsachen beigebracht werden, um endlich zu einer
Beweisführung von solcher Evidenz zu gelangen, daß der Glaube
an die Fortdauer der Seele nach dem Tode wieder die Allgemeinheit
und Sicherheit erlangt, die er bei Pythagoräern und bei den
ersten Christen hatte. Denn er ist eines der wichtigsten Bedürfnisse
unseres Gemüts, und namentlich in unseren ernsten Tagen von
größter Bedeutung für das Leben des einzelnen wie des ganzen
Volkes. Mancher spöttelt zwar noch — aber das Spötteln klingt
nicht mehr ganz sicher. Viele aber, die bisher lau und gleichgültig
waren, fühlen heute in der Stille ihres Herzens wie Goethe,
der dem Glauben an die persönliche Fortdauer nach dem Tode
näher stand, als die meisten Leser seiner Werke wissen, und der
seiner Sehnsucht nach einer Verbindung mit der Geisterwelt
wiederholten Ausdruck gegeben hat. Am ergreifendsten in dem
schönen Gedicht, mit dem diese Betrachtung geschlossen sein soll:
„Und mich ergreift ein längst entwöhntes Sehnen
Nach jenem stillen, ernsten Geisterreich.
Es schwebet nun in unbestimmten Tönen
Mein lispelnd Lied, der Aeolsharfe gleich.
Ein Schauer faßt mich, Träne folgt den Tränen;
Das strenge Herz, es fühlt sich mild <und weich.
Was ich besitze, seh' ich wie im Weiten
Und was verschwand, wird nun zu Wirklich
k e i t e n."
Der Spuk in Trianon.
Von J. Peter, Generalmajor a. D., München.
Ein sehr merkwürdiges Erlebnis zweier junger Damen wird
von Professor H y s 1 o p in dem „Journal der Amerikanischen Gesellschaft
für psychische Forschung" *) besprochen. Die Geschichte
ist kurz folgende:
*) Journal der Amerikanischen Gesellschaft für Psych. Forschung,
Februar 1918. (Bericht und Bemerkungen Prof. Hyslop's sind hier im Auszug
wiedergegeben,)
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