Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
47. Jahrgang.1920
Seite: 22
(PDF, 183 MB)
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22 Psychische Studien. XLVII. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1920.)

lassen will, sondern, beeinflußt von der naturwissenschaftlichen
Methode, nach empirischen Beweisen strebt, um ihren
tiefen Skeptizismus gegen alles Ubersinnliche zu überwinden.
Und doch zeigt ein Blick in die Werke Papst Gregors des
Großen, daß auch im sechsten Jahrhundert der christlichen
Zeitrechung, in der Periode hingehendster Glaubenswilligkeit,
unter den Christen einzelne Skeptiker sich fanden, die gerade
an der Grundlage aller Religion, dem persönlichen
Fortleben, zweifelten und kein geringerer war es als Papst
Gregor der Große, der, diese Zweifel würdigend, auf den
experimentellen Unsterblichkeitsbeweis sich berief, damit in
die Reihe der okkulten Forscher eintretend. Er tat dies
im 4. Buche seiner berühmten Dialoge. Anlaß zur Abfassung
dieser Schrift war aber zunächst der Zweck der
Erbauung. War doch an ihn, der vor Besteigung des päpstlichen
Stuhles (590) Benediktinermönch in Rom gewesen war,
die Bitte seiner früheren Klosterbrüder gelangt, das Wunderbare
aus dem Leben der hl. Väter aufzuzeichnen. Etwa
um 594 machte sich Gregor an diese Aufgabe und zog
sich, um ungestört arbeiten zu können, in ein römisches
Kloster zurück. Brieflich erbat er sich von italienischen
Bischöfen und Äbten Beiträge zu seiner* Werk. Kaum war
es erschienen^ so fand es die weiteste Verbreitung, selbst
unter den Longobarden, wo Königin Theodolinde es eifrig
las; es ward ins Arabische und Angelsächsische übersetzt,
die Griechen aber, die sonst auf die lateinische Literatur
im Gefühl ihrer Überlegenheit herabsahen, schätzten es so
hoch, daß heute noch bei ihnen der Verfasser nach diesem
seinem Werk, das doch an Bedeutung und Wert weit hinter
seine anderen Schriften zurücktritt, den Beinamen „ Dialogos *
führt. Und was war der Grund dieser Beliebtheit des
Buches? Er lag in der Wundersucht der Zeit. Das Wunder
ist ja von jeher „des Glaubens liebstes Kind" und Gregor
war in der Sichtung des Glaubwürdigen vom Unglaubwürdigen
und Absurden leider nicht immer kritisch genug.
Die Überleitung und Verbindung der drei ersten Bücher
der Dialoge mit dem vierten, das von -der Unsterblichkeit
der Seele handelt, fand der Papst eben in dem
Wunderbaren, seien es nun Erscheinungen Verstorbener
oder höhere Offenbarungen oder wunderbare Seelenkräfte,
die gleichsam greifbar die Fortexistenz nach dem Tode beweisen
sollen. Die modernen Lehrbücher der Patrologie,
d. h. der altchristl. Literatur, die allem Okkulten fern und
mehr oder weniger unter dem allgemeinen Bann der Scheu
vor dem Ubernatürlichen (obwohl es sich hier oft nur um
Ubersinnliches handelt!) stehen, haben auch über den Inhalt


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