Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
47. Jahrgang.1920
Seite: 33
(PDF, 183 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1920/0037
Kaindl: „Invertismusu. 38

Das evangelische Christentum hat, indem es seine
Sittenlehre der egoistischen Moral der herrschenden "Weltmacht
unterordnete, sich selbst der Macht begeben, das
menschliche Leben im Sinne der ersteren zu reformieren
oder, wie es der Verfasser nennt, zu invertieren, und es
erscheint daher als ein vergebliches Bemühen, wenn der
Verfasser, der doch bestrebt ist, der Christuslehre invertist-
ische Kraft zu verleihen, eben jenen Satz des Evangeliums
durch das Gebot der Klugheit zu rechtfertigen sucht, welcher
für den Mangel des Christentums an Invertismus in erster
Linie verantwortlich zu machen ist.

Ein anderer Grund des Versagens des Christentums in
Verwirklichung seines Ideals, das menschliche Leben harmonisch
zu gestalten und auf diese Weise ein Gottesreich
zu errichten. liegt zweifellos darin, daß es sich von der
Natur, die es als etwas dem Geiste Entgegengesetztes, ja
sogar Feindliches betrachtet, getrennt und in ostentativer
Weise losgesagt hat.

Die Natur ist doch das Werk Gottes, und woanders
sollte er sich uns offenbaren, als in diesem seinem Werke.
Sich von der Natur trennen heißt daher nichts anderes, als
sich von Gott trennen.*)

Und was ist die Lehre Christi schließlich anderes, als
eine Offenbarung des göttlichen Geistes durch die innere
Natur dieses Individuums? Will das Christentum Gott die
die Arbeit aus der Hand nehmen und wähnen, sie besser
zu vollenden als er?

Durch die Natur sind wir geworden, und nur durch
die Natur können wir unsere Vollendung erlangen, geradeso
wie das unscheinbarste Blümchen, das sich in Ubereinstimmung
mit seiner Natur entwickelt

Wäre der Mensch nicht ein großer Naturpfuscher, so
könnte er es schon ebensoweit gebracht haben wie das
schlichte Veilchen, das in seiner Art vollkommen und die
volle Verwirklichung einer göttlichen Idee ist.

Daß die Abkehr von der Natur, wie sie das Christentum
verschuldete, vom Übel ist, erkannte auch der dichterische
Genius, wie uns die folgenden Verse beweisen:

„ Verraten ward Natur, und ihr Vertrauen
Habt ihr verscherzt und eingebüßt für imm^r;
Ihr mögt ihr forschend in das Antlitz schauen,

*) Eine glänzende Verherrlichung, ich möchte sagen, ein neues Naturevangelium
, ein frohes ,,Buch des Trostes" in Romanform, predigt das
jüngste Werk eines andern übergeistvollen Östreichers, Rudolf Hans Bartsch:
„Heidentum". Die Geschichte eines Vereinsamten". 364 S. Leipzig.
Verbg L. Staakmann 1919. Maier.

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