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Kurze Notizen.
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der Geist eines angeblich vor einigen Tagen in einem Osnabrücker
Krankenhaus verstorbenen Mannes. Er gab an,
in welchem Zimmer £r gestorben sei und bat unter genauer
Angabe der Adresse seines in Münster i. W. wohnenden
Vaters, diesen von ihm zu grüßen. Alle Angaben stimmten
genau und der Vater schrieb, daß er hochbeglückt sei auf
diese Weise eine Nachricht von seinem Sohne bekommen
zu haben. Der Verstorbene und sein Vater waren den
Sitzungsteilnehmern ebenfalls völlig unbekannt. — Daß es
sich in diesen beiden Fällen, über welche ich auf Wunsch
noch nähere Angaben zu machen bereit bin, tatsächlich um
Mitteilungen aus dem Jenseits handelt, läßt sich wohl nicht
gut verneinen. Suggestions- oder Gedankenübertragungs-
Theorien reichen m. E. hier nicht aus. Begierig wäre ich
allerdings zu erfahren, welche Erklärung eventuell Gegner
der spiritistischen Hypothese bei den Haaren herbeizuschleppen
versuchten. Ich könnte wohl noch manches darüber
anführen, wie ich empirisch als sog. »Freigeist* durch
den Spiritismus den Glauben an ein höheres Wesen und
damit eine bessere Weltanschauung gewann; doch dies würde
zu weit Jühren.*
d) Über einen eigenartigen Traum schreibt uns Herr
Lehrer G. Klesczewski in Langenfeld (Krs. Gerdauen,
Ostpr.) dat. 26. X. 19:
„Zu dem Aufsatz (Psych. Stud. Nov. S. 562) ,Kommende
kosmische Katastrophen* könnte ich auch einen kleinen Beitrag
liefern. Es handelt sich um den Traum der Eigenkätnerfrau
Wassel von hier, der sich auf den Weltkrieg
bezieht. Sie erzählte folgendes: Es mag im Februar oder
März 1914, also vor dem Kriege, gewesen sein, als ich
gegen Morgen einen sehr lebhaften Traum hatte. Mir
träumte, ich befände mich in der Hebammenlehranstalt in
Königsberg. (Sie war früher lange Jahre Hebamme hier
am Ort uud hatte jene Anstalt einmal besucht.) Wir waren
viele Frauen zusammen und unterhielteu uns über die Zustände
unserer Zeit. Wir sprachen davon, daß jetzt keiner
mehr nach dem lieben Gott frage und alles in der Welt
so ruchlos sei. Da sagte eine Frau, die bei Danzig zu
Hause war: Bei uns in Danzig steht ein Baum mit ganz
weißer Binde. In dieser sind Buchstaben eingegrabe/mit
dem Messer. Die Gelehrten haben die Buchstaben zusammengesetzt
und folgenden Vers zusammengestellt: ,Wie
ist die Welt so sündig, so eisig und so kalt, nach unserm
Kaiser Friedrich kommt einer aus dem Wald. Ein Hauen
und ein Stechen beginnt zu gleicher Zeit. Die Krone, die
wird brechen, das Ende ist nicht weit'. Ich erachte und
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