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Kurze Notizen.
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Kinder hervorgegangen waren, die heute alle noch leben. Mit dem
Tage der Mobilmachung kam ihr Mann, Eisengießer von Beruf»
zum Militär und bald danach ins Feld. Er blieb im lebhaften
Briefwechsel mit seiner Familie und soll, wie Kameraden von ihm
bezeugen, zumal während seiner letzten Zeit fortwährend an sie gedacht
und von ihr gesprochen haben. Die Weihnachtsfeiertage
hoffte er bestimmt, zu Hause verleben zu dürfen), und gab dieser
Hoffnung auch in einem Briefe noch kurz vor dem Feste zuversichtlich
Ausdruck. Ein paar Tage darauf meldete er jedoch auf
einer Karte in offenbar sehr niedergedrückter Stimmung, er sei am
Typhus erkrankt und befinde sich im Lazarett, weshalb er bäte,
ihm vorläufig nichts mehr zu schicken. Wie lange er noch in Behandlung
sein werde, wisse er nicht. Diese Karte traf am heiligen
Abend bei seiner Familie ein und versetzte diese begreiflicherweise
in große Sorge. Besonders die Frau ist, wie sie mir erzählt, von
da an ein unbestimmtes Gefühl trüber Vorahnung nicht mehr losgeworden
. Am Abend des 26. Dezember begleitete sie ihre auf
Besuch weilende älteste Tochter zu später Stunde noch auf den
etwa 30 Minuten entfernten Bahnhof, so daß es etwa 2 Uhr wurde,
ehe sie sich zu Bett legen konnte. Sie mochte etwa eine halbe
Stunde in unruhigem Schlafe gelegen haben, als sie sich plötzlich
mit ganz lauter, ängstlicher Stimme bei ihrem Namen gerufen
hörte; JVlarie!" Der Ton war so gräßlich, daß er ihr durch und
durch ging; sie war sofort ganz wach. In der Meinung, es stünde
jemand auf der Straße — sie wohnt zu ebener Erde — erhob sie
sich und öffnete das Fenster. Da sie draußen aber niemanden entdecken
konnte und auch auf die mehrmalige Frage, ob denn
jemand da sei, keine Antwort erhielt, legte sie sich ziemlich verstört
wieder nieder. — Am 27., also am anderen Morgen, erhielt
sie dann von dem Lazarettarzt die Nachricht, daß es sehr schlecht
um ihren Mann stehe und daß dieser ihn beauftragt habe, ihr seine
Weihnachtsgrüße zu übermitteln, und am 3. Januar endlich tra'f
ein weiterer Brief ein — es war die Todesbotschaft; ihr Mann war
am 26. Dezember früh 1 L>3 Uhr verstorben, nachdem er bis zuletzt
an sie und die Ihren gedacht hatte.*)
Oberplanitz, am 9. Dezember 1919. Pastor Dr. Fiedler.
g) Zur Zahlenmystik erhielten wir von H. Dr. Lomer,
Nervenarzt in Hannover (Stallstr. 88), nachfolgende Zuschrift :
„Hier sende ich Ihnen für die Ps. St. eine interessante
rechnerische Zusammenstellung, die wohl auf eine tiefere
Gesetzmäßigkeit zurückgeht und jüngst in einigen Tagesblättern
zu finden war:
*) Für das in Aussicht gesteilte weitere okkulte Material werden
wir dem ehrwürdigen Herrn Einsender dankbar feein.
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