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8»i Psychische Stadien. XLVII. Jahrg. 2.-3. Heft. (Febr.-März 1920.)
Bei länger andauernden Versuchen traten aber ganz plötzlich
erhebliche „Erschütterungen" ein, die sich durch eine Zunahme
der Spannung bis zu 1 y2 und sogar 2 kg ausdrückten.
Diese großen Kraftäußerungen, die schon bei einer Hand auftreten
können, müssen notgedrungen beim Auflegen zweier Hände
auf eine Tischplatte dort wenigstens das Doppelte, bzw. einen noch
höheren Effekt ergeben, da die zu überwindenden Trägheitsmomente
im gleichen Falle die gleichen bleiben, aber die wirkende
Kraft die doppelte ist. Obige Zahl ist nun die Differenz zwischen
Trägheitsmoment und freier Kraft, da letztere gedoppelt, so muß
auf eine Wirkung von 3—4^, vielleicht sogar 5 kg gerechnet
werden. Solche Spannungen traten bei meinen Versuchen auch
mehrfach auf und konnten sich zu wahren Stoßwirkungen verstärken
—. Ob sie Ermüdungserscheinungen, entstanden durch
das übermäßig lange ruhige Halten der Hand — oder krampfartige
waren, das vermag ich nicht zu entscheiden. Es genüge,
hierauf hingewiesen zu haben.
Bei früheren Versuchen (1912—1914) aus ähnlicher Veranlassung
, die leider infolge des Kriegsausbruches unterbrochen
wurden und die mangels des im Auslande zurückgelassenen Instrumentariums
, das zurzeit nicht wieder zu beschaffen ist, nicht
fortgesetzt werden konnten, habe ich Zugspannungen aus einer
Hand bis zu 3500 gr = 7 Pfund gemessen.
Man vergegenwärtige sich, was bei einer Reihe mehrerer
Personen für Kraftäußerungen sich ergeben müssen, wenn sie
durch eine längere Versuchsdauer — oder spiritistische Sitzung
— mit aufgelegten Händen die Kette um den Tisch bilden und
dabei jeder seinen eigenen Puls dem Rhythmus des Pulzes des Leitenden
• nterordnet, was für Ermüdungsspannungen sich plötzlich auslösen
müssen! Wenn bei einem Teilnehmer dies geschieht, wird
die Explosion bei den anderen aus psychologischen Gründen nicht
auf sich warten lassen, denn nichts ist ansteckender, als diese
„Massensuggestion**.
Ein sehr wichtiges Moment für alle diese Experimente ist die
Höhenlage der Hände. Steht das Versuchsbrett etwa 50 cm vom
Boden ab, so sind die Verhältnisse am einfachsten und natur-
gemäßesten, die in die Hand eindringende Blutmenge findet keinen
Widerstand und werden sich nur geringe Spannungen ergeben.
Steht das Brett in Tischhöhe, also zirka 75—78 cm, dann treten
nach kurzer Zeit schon erhebliche Ermüdungserscheinungen, die
sich in erheblichen Zuckungen auslösen, auf. Wenn es aber in
85 cm Höhe steht — dann werden diese sich plötzlich auslösenden
Spannungen ganz explosionsartig.
Einen eben so großen Einfluß übt die Haltung der Hände
auf dem Tisch aus. Liegen sie in der Breite des Oberkörpers der
betreffenden Person auseinander, dann kann diese Lage eine ganze
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