Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
47. Jahrgang.1920
Seite: 99
(PDF, 183 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Kaindl: Eigennutz.

internationale Staatsgerichtshöfe mit zivil- und strafrechtlicher
Kompetenz z<ur Seite stehen, und diese werden die Grundlage zu
einem Weltrecht legen." — Nicht der Sozialismus in seiner
heutigen Form, ein Sozialliberal tsmus wird siegen; nicht die Sozialdemokratie
, sondern die Sozialaristokratie.

Eigennutz.

Von Alois Kaindl (Linz a. D.).

Motto :

„Der Schmeichler Eigennutz mit glattem Angesicht, —

Der Eigennutz ist nun der Hang der Welt,

Der Welt im Gleichgewichte mit sich selbst,

Auf ebnem Weg geradeaus zu gehen;

Bis dieser Vorteil, dieser zieh'nde Hang,

Der Herrscher der Bewegung, Eigennutz,

Sie schnell aus allem Gleichgewichte bringt,

Aus aller Richtung, Vorsatz, Lauf und Absicht.11

W. Shakespeare „König Johann."

Der große Tragiker und Menschenkenner Shakespeare verkündet
hier in schlichten Worten und in nicht mißzuverstehender
Weise der Menschheit eine Wahrheit von nicht zu unterschätzender
Bedeutung, nämlich die Wahrheit von der verderblichen, antisozialen
Wirkung des Eigennutzes.

Wae wenig jedoch, die Menschheit solche weise Wprte ihrer
führenden Geister erfaßt und beherzigt, lehrt die Geschichte und
zeigt sich in besonders auffallender Weise in unserer Zeit, wo der
Menschen Sinnen und Trachten, ihr ganzes Tun und Lassen ausschließlich
von eigennützigen Motiven bestimmt wird und welche
insofern alles Dagewesene übertrifft, als sie den Eigennutz, der
vordem als Laster verpönt war, zum Range einer Tugend erhob.

Es erscheint wi* Hohn, daß diese Zeit eines intellektuellen
Egotheismus, dieses ärgsten Widersachers jeden Gemeingefühls und
solidarischen Empfindens, sich zugleich einer sozialen Denkungs-
art rühmt. Die Sache ist übrigens nicht neu; man denke nur an
die zivilisierten Völker, so sich von altersher christlich nennen, und
hierbei in Ermangelung jeglicher Berechtigung hierzu, sich nur auf
das „canis a non canendo" berufen können.*)

Verfolgen wir den Lauf der menschlichen Ereignisse, die man
historisch und in ihrer Gesamtheit hochtrabenderweise „Weltgeschichte
" nennt, soweit er sich in überlieferten schriftlichen
Schilderungen desselben eben verfolgen läßt, so finden wir, daß die
Menschheit durch Erfahrung nichts gelernt hat, denn sie hat dem

•) D. w. Wir nennen uns so, weil wir gerade das Gegenteil von
dem sind, was dieser Name besagt.

7*


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