http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1920/0126
122 Psychische Studien. XLVII. Jahrg. 2.-3. Heft. (Febr.-März 1920.)
einer künstlichen und scheinbaren; das merkte man an der sichtlich
großen Erschöpfung, die Herrn A nach dem Versuch befiel.
Nach dem ganzen Eindruck, den ich durch die Beobachtung
gewonnen habe, scheint das Experiment auf einer mittelbaren
Gedankenverbindung (Telepathie) zu beruhen. Wie Herr A vorher
mitgeteilt hatte, steht er mit dem Medium in Gedankenverbindung
. Es handelte sich also nur noch darum, die Gedankenverbindung
zwischen der V e r suchsperson (V) und dem Medium
(M) herzustellen. Da eine direkte Verbindung zwischen V und M
nicht vorhanden war, mußte Herr A als Übermittler — als „Zentrale
" _ eintreten, indem er meine Gedankenaussendungen —
während des Versuches dachte ich nur an den Inhalt des Zettels - -
dem Medium übermittelt.
Hans Joachim Seilkopf, Stud. der Religionswissenschaft
Berlin N. 4, Invalidenstr. 132 IV.
Es ist etwas Wunderbares um das Sterben,
Von J. Iiiig, Göppingen.
Plato sagt in seinem „Timäus* einmal: „Nicht als Verständiger
ist der Mensch der gotterfüllten Sehergabe teil-
haftig, sondern erst, wenn er sei es im Schlafe — des Gehrauchs
der Vernunft ledig, sei es durch Krankheit oder
irgend eine Begeisterung seiner nicht mächtig ist* Ähnlich
haben sich nach ihm auch noch andre Weise und Gelehrte
bis in die neuste Zeit herein geäußert, ganz zuletzt Schrenck-
Notzing, welcher in seinen SehJußbemerkungen zu den von
ihm herausgegebenen „Experimentellen Untersuchungen auf
dem Gebiete des räumlichen Hellsehens" von .Dr. A.» IS»
('howrin, Oberarzt an der Irrenanstalt in Tambow*), in mehr
exaktwissenschaftlicher Ausdrucks weise über die Vorbedingungen
des Hellsehens u. a. folgendes sagt: „Die Abhängigkeit
des Gelingens derartiger Versuche von bestimmten psychischen
Bedingungen in den Sensitiven und Medien wird von
neuem durch die Experimente des russischen Gelehrten bestätigt
..... Neben äußerer Ruhe ist . . . . eine Art
traumhafter Bewußtseinszustand erforderlich. ... ein Dämmerzustand
. Das Bewußtsein ist verschleiert. Im geistigen
Gesichtsfelde taucht dann plötzlich das visuelle Bild der
Schriftzüge (es handelt sich um das Lesen verschlossener
Briefe) und der einzelnen Worte auf, mitunter sehr klar
und deutlich, wird aber oft unterbrochen durch Phantasieprodukte
von schwächerer Aufdringlichkeit.* Diese Vor-
*) Vergl. Okt.-Nov.-Heit S. 547 ff. die Besprechung dieses wissenschaftlich
wertvollen Buches durch Dr. Tischner. Schriftl.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1920/0126