Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
47. Jahrgang.1920
Seite: 128
(PDF, 183 MB)
Bibliographische Information
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128 Psychische Studien. XLVJI. Jahrg. 2.-3. Heft. (Febr.-März 1920.)

Ich habe einen Sohn von jetzt 17 Jahren, bei äußerlicher
äußerster Ruhe ein außerordentlich lebhafter Geist. Schon als
kleiner Bub betätigte er sich intensiv „schriftstellerisch", und zwar

durchweg mit--mystischen Problemen, ohne daß er irgendwie

jemals in eine derartige Unterhaltung verwickelt worden wäre oder
er irgendetwas darüber gelesen hätte. Vor einiger Zeit wurde er
von hier an das Gymnasium nach Dorsten verpflanzt, weil er sich
selbst nach größerer Sammlung und intensiverem Studium sehnte.
Ja, er war glücklich über die bevorstehende Veränderung, äußerte
sich im Kreise von Kameraden sehr erfreut. Von Heimweh konnte
um so weniger die Rede sein, als er in Dorsten eine Reihe guter
Bekannter resp. Freunde wiedertraf. Meine Frau brachte ihn hin
und alles verlief programmäßig. Ich selber war voll der frohesten
Gedanken, da ich überzeugt war, daß er gefunden hatte, was ihm
fehlte. Als ich an dem Tage zu Bett gehe, bemerke ich an mir
eine auffällige Unruhe, wie sie mich bei besonderen Anlässen im
nächsten Familienkreise regelmäßig befällt und wie das namentlich
genau so bei meiner Mutter und etlichen von deren Geschwistern
der Fall war. Diese Unruhe hält sonst selten lange an. Diesmal
aber machte ich die ganze lange Nacht hindurch buchstäblich kein
Auge zu. Ich dachte über vieles nach, dachte auch an meinen
Jungen, doch diese Gedanken beruhigten mich sogar in etwas,
eben weil ich in intellectu ja überzeugt war, er sei gut geborgen,
außerordentlich glücklich, interessiert schon wegen der neuen Umgebung
. Ich kann also intellektuell nicht befangen gewesen
sein. Der ganze nächste Tag ging in derselben Unruhe hin,
wenn auch etwas abgeflaut. Abends, nach vielem Grübeln, was
wohl .Jos sein** möge, lege ich mich wieder todmüde ins Bett und
schlafe wieder fast die ganze Nacht nicht, wobei hervorzuheben
ist, daß ich sonst schlaHose Nächte nicht kenne, ich sehr ruhig die
ganzen Nächte hindurch schlafe. Mir fiel auf, daß ich meine
Taschenuhr, die ich sonst am Bettpfosten aufhänge, „gedankenlos
** ins Bett werfe, als ob ich sie jeden Moment hätte nötig haben
können. —

Am anderen Morgen sehne ich förmlich die Zeit des Aufstehens
herbei. Da auf einmal höre ich die elektrische Klingel
meiner Haustüre zu einer keineswegs ungewohnten Zeil. Ich
schrecke ganz außerordentlich zusammen, rralte mir dann aber
selber den Unsinn vor, da es ja auch sonst sehr oft um die Zeit
klingelt. Es konnte die Zeitungsfrau, Brotfrau., Post und ähnliches
sein. Kurz nachher höre ich, wie meine Frau zum Hause hinausgeht
. Als ich die Türe leise zuklappen höre, fahre ich wieder erschreckt
ineinander. Auch das Ereignis war nichts ungewohntes,
denn meine Frau geht oft um diese Zeit schon stumm fort. Ich
stehe auf, lange vor der Zeit, die ich gewohnt bin, von innerer
Unruhe getrieben. Noch bevor ich richtig angezogen bin, trete


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