Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
47. Jahrgang.1920
Seite: 130
(PDF, 183 MB)
Bibliographische Information
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130 Psychische Studie«. XLVII. Jahrg. 2.-3. Heft. (Febr.-März 1920.)

wieder diese unsägliche Unruhe überfällt, daß ich zuletzt, um mir
etwas Erleichterung zu verschaffen, im Zimmer umherwandle. Ich
platzte förmlich heraus: „Ich fühle, es ist wieder etwas los." Ich
dachte nicht entfernt an meinen Sohn, der seit einiger Zeil bei
seiner Großmutter weilte, wo er gerne ist und gut geborgen ist. Am
folgenden Dienstag klärte er mich selber darüber auf (ohne, daß
er von meiner Unruhe etwas wußte), daß ei genau um dieselbe
Stunde sich infolge sehr ärgerlicher Vorfälle sehr intensiv mit
mir beschäftigt habe, in einer Richtung, die ich hier nicht näh<n
ausführen will. —

Ohne Frage ist das reine, echte Telepathie. Könnte man sie
doch näher erklären, besser fruktifiziereri! Denn was kommt
praktisch dabei heraus, daß ich zunächst im Dustern *appe und
erst postfestum den Zusammenhang ermittle. Begreifen kann man
ja diese Telepathie ziemlich einfach, wenn man sie sich, wie jetzt
oft geschieht, als ein Analogon zur drahtlosen Telegraphie denkt.
Das menschliche Gehirn ist der Gebeapparat, ein anderes dei
Empfangsapparat, und wie bei den Apparaten der drahtlosen Telegraphie
müssen auch Gebe- und Empfangsapparat zueinander „abgestimmt
" sein, um vermitteln zu können. Es liegt nahe, daß eben
die Gehirne zweier sehr naher blutsverwandter Menschen zueinander
abgestimmt sind oder vorwiegend abgestimmt sind, denn man
kennt ja ähnliche Erscheinungen auch zwischen nicht nahe blutsverwandten
Menschen. Danach braucht es auch nicht zu verwundern
, daß das Gehirn der Mutter, wie im vorliegenden Falle, nicht
im allergeringsten ähnlich reagiert. Aber auch nicht umgekehrt.
Ich erinnere mich noch des Knaben, als er etwa ein Jahr alt war.
Er, der sonst so stille, konnte das ganze Haus h Verzweiflung
bringen, wenn er zum Nachtlager gebracht war und dann unaufhörlich
wimmelte und weinte. Schließlich wurde ich dann gerufen.
Ich streichelte ihm dann einige Male sanft die Stirne und sagte
scherzend: „Na Männeken, was ist denn wieder los?'* Dann sah
er mich groß mit seinen Rehaugen an, lächelte, drehte sich uti
und — schlief ein. Dabei wird man aber aus allgemeinen Beobachtungen
zu schließen haben, der Junge hänge viel mehr an dei
Mutter, wie an mir, wie das wohl allgemein bei Vater und Muüei
der Fall sein wird.

Bei allen diesen Ratsein bleibt einem aber immerhin noch dei
Trost: Wirkt die Telepathie in solchen Fällen nicht dennoch praktisch
, ohne daß man es feststellen könnte? Ich denke mir
das so: mein Sohn löst bei mir Aufmerksamkeit (Unruhe) aus
und, dadurch „geweckt", gebe ich, wenn auch unbewußt, meine
Einflüsse telepathisch zurück. Fast möchte ich diese Tatsache als
erwiesen annehmen, denn auf diese Weise i s t mein Sohn nämlich
verschiedentlich aus schweren Konflikten mit sich seibat befreit
worden, ja, von ganz entsetzlich dummen Schritten abgehalten


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