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Literaturbericht,
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führen, da der Blick auf dag Lebensganze, auf das Allerkennen
lehrt, daß jedes Wesen, wie es andere formt, so es auch von ihnen
mit bestimmt wird Es ist also Hammer und Amboß und hat die
Pflicht der {Selbstbehauptung im Dienste der Idee, uneingeschränkter
Hingabe an diese, daß ihr Ziel, ihre Objektivierung, das Werk, die
Tat erreicht werde Denn nur in solcher Vollendung kann dem
Allwillen Befriedigung werden. Mit der Verwirklichung und Auswirkung
der einzelnen Ideen ist aber auch ihre Ablösung gegeben,
da an {Stelle der vollendeten wieder neue treten und ebenso nach
Realisierung verlangen So bedeutet dies unerschöpfliche Werden
eine stete starke Lebensfreudigkeit, und das Bewußtsein, jeden
Augenblick, in jeder Tat dem Neuen zu dienen, Ansporn, Verpflichtung
und Kichtschnur des Handels. Dies nur, um ein paar
leitende Gedanken anzudeuten. Wer unsere Zeit in ihrem innersten
Drange recht verstehen will, vor allem auch das Kunststreben, der
lese das Buch. A. Grobe- Wutischky.
„Wahrheit und Schönheit in der Psychanafyse" von Dr. Oskar Pfister,
Pfarrer in Zürich, und „Heilung und Entwicklung im Seelenieben",
die Psychoanalyse, ihre Bedeutung für das moderne Leben von
Dr. Aiphonse Maeder. Beide erschienen bei Eascher u. Co. (Zürich.
1918). sind zwei Schriften, welche einen herrlichen Blick in die
Geheimnisse der Seele gestatten und uns den Weg erkennen
lassen, der endlich uns aus dem Sumpfe des Okkultismus herausführt
. Besonders die Schweizer Scüule ist in Anlehnung an die bedeutungsvollen
Entdeckungen Freud's in das Gebiet des Unbewußten
schon tief eingedrungen. Möchten die deutschen Forscher der offiziellen
Schule ihren Irrtum, den z. TeU die Wundt'sche Ps>chologie mit verschuldet
hat, jetzt noch zum Nutzen des deutschen Volkes erkennen.
Es ist doch sehr bedauerlich, vom Ausland folgenden Vorwurf erhalten
zu müssen : „Die deutsche und die durch deutsche Hochschullehrer
in der Schweiz vertretene Psychologie befindet sich, was die
Lehre vom Unbewußten anbetrifft, im Zustande völliger Einkreisung
. Das Dogma, daß das Unbewußte nur als Anlage oder
Disposition zu verstehen sei und daß unbewußte Vorgänge für die
Psychologie unfruchtbar seien, hat große Verödung und Ausplünderung
für die Psychologie zur Folge gehabt. (Pfister p. 10 u. 11.)
Jeder Forscher auf okkultem Gebiet lese diese beiden Einführungsschriften
. Dr. Joseph Böhm.
Seelenkunde (Psychologie). Das Wesen der Seele auf Grund seiner
Identitätslehre, dargestellt von A. Seidel. I ehrmeister-Bücherei
Ni. 487/33. Verlag Hachmeister u. Thal, Leipzig. Preis 80 Pf.
Eine volkstümlich gehaltene Abhandlung über Psychologie,
wie man sie, obwohl sehr reichhaltig und anregend geschrieben, im
allgemeinen nicht wünschen möchte: der Verf. sucht nicht nur die
Sprache der Philosophie durch neue oder wenig gebräuchliche
Fremdwörter zu bereichern, obwohl solche gerade genug in der
Sprache der Wissenschaft vorhanden sind und sie gerade in volkstümlichen
Abband ungen vermieden werden sollten, sondern er steht
auch (daran ändern auch seine angeblichen Entdeckungen auf dem
Gebiete der Philosophie nichts) durch seine Gleichsetzung von Gehirn
und Seele auf derartig unhaltbarer Grundlage, daß ihm das
Verständnis eines wesentlichen Teiles der Erscheinungen unseres
Seelenlebens, soweit sie sich auf das Unterbewußtsein und die Phänomene
des Okkultismus beziehen, ganz abgeht; ein Studium dieser
Wissensgebiete würde daher vor Herausgabe einer ev. 2. Auflage
für den Verf. sehr zu empfehlen sein. Hans Hänig.
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