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144 Psychische Studien. XLVIL Jahrg. 2.-3. Heft. (FebvMärz 1920.)
3) es findet eine rein psychische, physikalisch nicht ermittelte Übertragung
von Gesichtsvorstellungen des Experimentators auf Kahn
statt. Bei 1) hätten wir es mit Fernsehen oder Hellsehen, bei
2) gleichsam mit „physiologischer Telepathie", bei 3) mit
„ psychischer Telepathie* zu tun.—Hoffen wir auf fröhliche und
erfolgreiche Mitarbeit der mit allen erforderlichen Mitteln exakter
Forschung reichlich ausgestatteten Wissenschaltier im neuen Jahr!
Dr. v. Sehr. N. in WL — X^ac^dem aus dem Bericht eines Herrn
A. Grimm in Nr. 51|52 der „Zeitschrift für Seelen1 eben*4 hervorgebt
daß mit dem im Januarheft von M. Kaufmann in Nürnberg erwähnten
Medium die in spiritistischen Kreisen längst bekannte Frau
Heine aus Chemnitz gemeint ist, erübrigt sich auch nach unserer
Ansicht eine wissenschaftliche Nachprüfung der dort genannten Versuche
. Wir verstehen auch vollkommen Ihren {Standpunkt, über neu
zu prüfende Medien erst dann in dei Presse zu berichten, wenn
unanfechtbare Tatsachen nach strengwisseuschaftiieher Methode festgestellt
sind, schon um vorzeitige Belästigungen der betreffenden
Medien zu verhüten, die durch neugierige Berichteistatter nur verderbt
zu werden pflegen. Ueberdies können Erscheinungen, die von
Taschenspielern fast unter d«m gleichen Bedingungen nachgemacht
werden, keinen besonderen Einfluß auf die Ueberzeugung dritter
Personen haben. #
Herrn Dr. T. in M. Ihr Vorwurf wegen Aufnahme minderwertiger,
weil unkontrollierbarer Berichte spiritistischer Laien ins Jan.-Heft,
weil durch solches „Rohmaterialtt in den Augen wissenschaftlich
geschulter Leser dem Okkultismus schwer geschadet werde, kann
uns nicht bewegen, unserem Grundsatz, beide Parteien ungeschmälert
zum Wort kommen zu lassen, ungetreu zu werden. Ganz abgesehen
von dem Interesse der beanstandeten Originalartikel für den Psychologen
bezw. den Psychiater kann u. E. ein Fortschritt auf einem so
dunkeln und schwierigen Gebiet nur durch freien Geistesaustausch
beider Eichtungen erzielt werden, wobei Voraussetzung ist, daß man
auch den Gegner duldsam anhört und durch Entgegenkommen zur
vertrauensvollen Einsendung weiteren Quellenmateiials ermuntert,
um in seinen Ideenkreis tiefer einzudringen und etwaige Fehlerquellen
darin aufzuspüren. Das ist dann die Aufgabe der von
Ihnen so meisterhaft geübten wissenschaftlichen Kritik, der wir
von jeher weitesten Spielraum gewährt haben.
Herrn Ludwig Aub, München, danken wir bestens für die herrlichen
Verse, zum „Neujahr 1920", die wir zur Erbauung und Würdigung
der Leserschaft hier abdrucken : „Gratulieren — in dieser ZeitIV ,
Nein, ich kann es nicht. Es tut mir leid. / Das Herz in Klage vergehen
will / TJeber das, was hereinbrach durch Phrase und Drill.
Hab ich doch einsam voraus längst gefühlt / Die Wogen, die alle^
unterwühlt. pSoll jemals wieder das Glück mit uns wandeln, / So
müssen in Goethe'schem Geiste wir handeln, / Der in ewig-unendlichen
Stunden / Das ti ef ste Deutsche der Menschheit verbunden.,
Wenn der „Faust* statt die Faust wird symbolisieren / Was
deutsch" ist, da an kann ich gratulieren — Ludwig Aub".
Druckfeillerberichtigung.
Frau Vogt-Vilseek bittet in ihrem Artikel januarheft 8. 39,
Z. 17 v. o. zu berichtigen: psychischen (st. physischen) Existenz.
BV* Diesem Heft liegt ein Prospekt des Tat ig -Verlage«
(Dr. ftichard Hummel) in Leipzig-Gohlis bei, den wir
freundl. Beachtung empfehlen.
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