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169 Psychische Studien. XLVII. Jahrg. 4. Heft. (April 1920.)
Wer nun aber den Ausführungen A. Uofmanns aufmerksam
gefolgt ist, mag vielleicht herausfinden, daß gerade
die Punkte, welche oben als die Hauptargumente für
die animistisehe Auffassung angeführt wurden, sich auch
mechanistisch mehr oder weniger vollständig deuten lassen,
so die Femwirkung ohne direkte Berührung des Tisches,
die „Leitung" durch Schnüre (s. bei Hofmann S. 583), die
von Kniepf auf Verladnug zurückgeführte Residuaiwirkung,
welche man etwa dem pulsatorischen Einfluß der zufällig
geeignet postierten Gesamtkörper zuschreiben könnte, endlich
auch die Einflüsse der physischen ut*d psychischen
Disposition der Versuchspersonen, wobei an das „Manubio-
meter" von Hofmann (Fig. 25) erinnert sei. Man hätte es
dann offenbar mit ähnlichen psychophysischen Zasammen-
hängen zu tun, wie bei den bekannten Sommer'sehen Apparaten
für die Ausdrucksbewegungen oder bei der für eine
Art von „Gedankenlesen" verwendbaren Drucklibelle. Ich
möchte zu dieser neuen Erklärung des Tischrückens keineswegs
mit fliegenden Fahnen übergehen, sie aber doch einer
näheren Prüfung empfehlen. Welche Gründe für die Beibehaltung
der animistischen Auffassung maßgebend sind,
kann ich an dieser Stelle übergehen; es sei aber nur daran
erinnert, wie das psychogalvanische Reflexphänomen allein
schon beweist, daß auch andere als mechanisch in die Erscheinung
tretende Energien intrapsychisch entbunden werden
können. Die von den Sensitiven Reichenbachs und
auch später immer wieder beobachteten, das Tischrücken
begleitenden optischen Erscheinungen bedürfen wohl noch
der Aufklärung. Ob sie wirklich „odiseher" Natur oder
nach Prof. Haschek auf Chemiluminiszenz zurückzuführen
sind, jedenfalls sind sie, wie die elektrischen Erscheinungen
der Haut (Sekretionsströme) und die nun durch A. Hofmann
genauer studierten pulsatorisehen Vorgänge dem Einfluß
des Psychismus unterworfen und lassen sich, wie Benedikt
gezeigt hat, auch zu diagnostischen Zwecken verwenden
. In letzterer Hinsicht ist es neuerdings auch durch
die Anwendung einer nur ultraviolette Strahlen aussendenden
Lampe gelungen, die Fluoreszenzerregung der Haut
als von physiologischen Faktoren abhärgig zu erweisen und
diagnostisch zu verwerten. (S. die Versuche von Dr. H.
L. Heusner in Gießen.)
C. L. Schleich mag Recht haben, weun er die Haut
ein Organ der Seele nennt: jedenfalls dürfte so manches,
was jetzt noch die Okkultisten beschäftigt, durch ein weiteres
wissenschaftliches Studium der Hautfunktionen zum
Teil seine Aufklärung finden, wie z. B. die katalytischen
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