Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
47. Jahrgang.1920
Seite: 168
(PDF, 183 MB)
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168 Psychische Btudien. XLV1I. Jahrg. 4. Heft. (April 1920.)

wäre es nach dem Tode der Königin nicht mehr geheuer, und
übrigens sei es allgemeine Behauptung, daß die Verstorbene hie
und da in dem Saale nächtlicherweile umgehe.

„Majestät!" nahm Brahe das Wort, „halten Sie an; hören
Sie nicht den seltsamen Lärm, der aus dem Saale schallt? Wer
weiß, welchen Gefahren Eure Majestät sich dort aussetzen!" In
demselben Augenblick warf der Wind eines der Fenster der Galerie
zu und löschte die Kerze aus, die Dr. Baumgarten in der Hand
hielt. Dieser an und für sich unbedeutende Zufall machte den
Arzt noch betretener, und er bat den König um die Erlaubnis
einige Trabanten von der Wache herbeiholen /u dürfen, um
wenigstens einen Beistand in der Nähe zu haben. Der König wies
aber das Ansinnen zurück, forderte ihn auf, seine Kerze wieder
anzuzünden und befand sich in der nächsten Sekunde vor der
schweren, hohen Türe.

„Treten wir ein!", sagte er mit fester Stimme, indem er dem
Kastellan zu öffnen befahl; aber weder dieser noch die anderen
beiden Herren waren imstande, es zu tun.

„Ich sehe wohl, daß ich selbst handeln muß", rief er, drehle
schnell, bevor einer der Anwesenden es zu hindern vermochte, den
Schlüssel um. Mit den Worten: „in Gottes Namen!" öffnete er die
Tür und trat in den Saal hinein. Auch die drei, sich ihrer Furcht
schämend, folgten ihm.

Der Anblick, der sich ihnen nun darbot, war derart, daß er
auch den Beherztesten tief hätte erschüttern können. Zahllose
Flammen erleuchteten den ungeheuren Saal, dessen Wände überall
schwarz verhängt waren. Längs der Wände waren in vollkommenster
Ordnung Trophäen der Soldaten Gustav Adolfs,
deutsche, dänische und russische Fahnen, angebracht, zwischen
denen schwedische Banner und Standarten, aber sämtliche in
schwarzen Flor gehüllt, deutlich zu erkennen waren. Die zahlreichen
Plätze, die sonst bei den feierlichen Versammlungen von
den Reichsständen eingenommen wurden, waren vollständig von
Männern besetzt, welche durch ihre schwarze Tracht und regungslose
Haltung einen furchtbaren Eindruck auf die Eindringlinge
ausübten.

Auf dem Thronsessel, von welchem der König die Reichsstände
anzureden pflegte, sahen sie einen blutbedeckten Leichnam
mit den königlichen Insignien, zu dessen Seite ein Kind, mit einer
Königskrone geschmückt, stand. Links daneben befand sich ein
alter Mann, der sich auf den Thron stützte und mit einem Zeremonienmantel
bekleidet war, wie ihn die schwedischen Regenten
in alten Zeiten zu tragen pflegten. Dem Throne gerade gegenüber
saßen mehrere Männer von ernster Haltung und strengem Aussehen
in langen, schwarzen Mänteln, offenbar Richter, denn vor
ihnen stand ein großer Tisch, der mit Pergamenten und Schreib-


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