http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1920/0259
Wendler: Zur Frage der Biostrahlenkraft
255
Versuche anstellen. Eine sehr große Bedeutung wird endlich von
Prof. Benedikt, neuerdings auch von Dr. Feerhow (Zentralbl. für
Okk., 13. Jahrg., 1919 S. 145—149) den Pendeluntereuchungen von
H. Geffken beigemessen. Beim zweiten Versuch mit dem „Influoskop
" steckt der passend sich aufstellende Experimentator seine
rechte Hand so durch eine von der Decke herabhängende Hanfschlinge
, daß das Handgelenk gestützt wird, und legt den Zeigefinger
leicht auf die das Fadenpendel tragende Brücke auf, wodurch
offenbar die bekannten unbewußten Störungen ausgeschaltet
sein sollen. Wer aber je mit dem Apparat von Professor
Sommer zur Untersuchung der Ausdrucksbewegungen des Fingers
zu tun hatte, welcher trotz einer ähnlichen Armunterstützung wie
beim Influoskop seine drei Freiheitsgrade der Bewegung durch
charakteristische Kurven zum Ausdruck bringt, der wird seine Bedenken
gegen das Influoskop nicht miterdrücken können. Beim
ersten Versuch vpn Geffken fehlte die Armunterstützung, aber
der zur Konzentration der „N-strahlung" birnförmig gestaltete,
unten zugespitzte Pendelkörper konnte über einem Schwefelkal-
ciumschirm schwingen, wobei sich nach Auflegen des Fingers auf
dem Pendelträger ein schwaches Phosphoreszenzmaximum
zeigte. Ich persönlich bin nun aus rein theoretischen Gründen
von dem Vorhandensein einer N- bezw. N-strahlung überzeugt,
aber den subjektiven Nachweis einer minutiösen Verstärkung
einer minimalen Helligkeit kann ich mit bestem Willen nicht als
überzeugend ansehen. Den Widerspruch in dem Urteil der französischen
Entdecker und der englischen und deutschen Kritiker
könnte man mit einer feineren Organisation der romanischen
Rasse erklären; es läßt sich aber mindestens ebensogut annehmen
, daß das lebhaftere Temperament der Franzosen leichter
das Opfer einer Erwarhingsreaktion werden kann. Hinsichtlich
der letzteren Möglichkeit stütze ich mich nicht nur auf die bekannten
psychologischen Untersuchungen mit dem Haploskop,
sondern auch auf die Erfahrungen einer mir bekannten gelehrten
Gesellschaft bei einem Vortrag über jene Blondlotstrahlen, indem
ein als sehr lebhaft bekanntes Mitglied auch da ein Aufleuchten
des Schirmes konstatierte, wo ein solches nur scheinbar veranlaßt
worden war.
Um nun den ersten Versuch von Geffken zu einem experi-
mentum crucis zu machen, könnte man vielleicht (natürlich in der
Dunkelkammer, bezw. bei Rotbeleuchtung, die den Prozeß eher
begünstigen müßte) den Schwefelkalciumschirm durch eine photographische
Platte ersetzen. Bei Unterstützimg des Armes in
passender Weise kann man dann genügend lang exponieren, um
eine Beeindruckung der Platte erwarten zu dürfen. Der etwaige
Einfluß der Eigenstrahlung des Pendelkörpers ließe sich durch
einen getrennten Vorversuch feststellen; diese Nebenwirkung
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1920/0259